Starck, Johann David von (1770–1841), Großindustrieller und Bergwerksunternehmer

Starck Johann David von, Großindustrieller und Bergwerksunternehmer. Geb. Graslitz, Böhmen (Kraslice, Tschechien), 1. 5. 1770; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 10. 11. 1841; evang. AB. Sohn des Geschäftsmanns Josef Karl (1728–1807), Bruder von Friedrich Karl S. (geb. Graslitz, 14. 9. 1773; gest. ebd., 1828), der 1822 die erste Baumwollspinnerei mit Handbetrieb in Graslitz errichtete, Vater von Johann Anton Frh. v. S. (s. d.). S. arbeitete ab seinem 14. Lebensjahr in der Branntweinbrennerei und (Gemischtwaren-)Handlung seines Vaters. Auf Reisen zu den Märkten in Sachsen soll er die Musselinweberei kennen gelernt haben, was dazu führte, daß er in Graslitz eine kleine, bald expandierende Weberei gründete, die den Grundstock für sein späteres Vermögen bilden sollte. I. d. F. widmete sich S. jedoch der chem. Ind., und hier v. a. der Herstellung von Oleum, einem Produkt, das in verschiedensten Gewerbesparten, u. a. als Beize in Kattunfabriken, Verwendung fand. 1792 pachtete S. das aufgelassene Messingwerk in Silberbach (Stříbrná), wo er die erste Oleum-Hütte in Österr. errichtete, 1802 erwarb er das Mineralwerk in Hromitz (Hromnice), das ihm das Rohprodukt der Oleum-Erzeugung, den Vitriolstein, lieferte. 1808–10 erbaute er weitere Oleum-Hütten in dem nach ihm benannten Davidsthal (Davidov) bei Falkenau (Sokolov) – wo erstmals (Braun-)Kohle zur Feuerung in einer Fabrik verwendet wurde – sowie in einer Reihe anderer böhm. Orte. In Altsattl (Staré Sedlo) ließ er ein Alaunwerk errichten und die erste im Bergbau Böhmens verwendete Dampfmaschine aufstellen. 1826 errichtete er das Werk in Břas (Břasy), vereinigte dort seine Oleum-Produktion, die nicht nur für viele von ihm belieferte Gewerbezweige aufgrund der günstigen Kostenstruktur Bedeutung erlangte, sondern der Fa. auch eine hervorragende Stellung auf dem Weltmarkt sicherte. Um auf dem Brennstoffsektor autark zu sein, erwarb S. auch Bergwerke bzw. Braunkohlefelder. Für die Herstellung des für die Oleum-Erzeugung nötigen, bis dahin importierten, Tongeschirrs ließ er ab 1797 eigene Tonwarenfabriken u. a. in Břas, Davidsthal etc. errichten. 1829 übergab S., der rund um die Oleum-Erzeugung ein bedeutendes Firmenimperium von Zulieferind. aufgebaut hatte, die Leitung der Betriebe an seinen Sohn und lebte danach meist in Prag. 1837 wurde er für seine Verdienste um die Entwicklung der chem. Ind. in Böhmen nob.

L.: DBE; Egerländer Biograf. Lex. 2; Exner, Gewerbe und Erfindungen, S. 104ff.; Slokar; Wurzbach; A. Prochaska, Die Fa. Joh. Dav. S. und ihre Berg-, Mineral-Werke und Fabriken, 1873, bes. S. 4ff. (m. B.); Heimatskde. des polit. Bez. Falkenau, 1898, passim; Sudetendt. Lebensbilder, ed. E. Gierach, 2, 1930, S. 297ff. (m. B.); H. Theisinger, Aus dem Egerland. Falkenau Stadt und Land, 1983, S. 380f.; F. Hantschel, Biographien dt. Industrieller aus Böhmen, o. J.
(J. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 101
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