Starhemberg, Franziska (Fanny) Fürstin von; geb. Gfn. Larisch von Moennich (1875–1943), Politikerin und Funktionärin

Starhemberg Franziska (Fanny) Fürstin von, geb. Gfn. Larisch v. Moennich, Politikerin und Funktionärin. Geb. Wien, 24. 10. 1875; gest. Bad Darkau, Dt. Reich (Karviná, Tschechien), 27. 4. 1943; röm.-kath. Tochter von Eugen Gf. Larisch v. Moennich und Gabriele, geb. Deym Gfn. v. Střítež, Schwiegertochter von Camillo Heinrich Fürst v. S. (s. d.), Mutter des Heimwehrführers und Vizekanzlers Ernst Rüdiger Fürst v. S. (1899–1956), Schwiegermutter von N. Gregor (s. d.), ab 1898 verehel. mit dem Großgrundbesitzer und Politiker Ernst Rüdiger Fürst v. S. (s. u. Camillo Heinrich Fürst v. S.). Früh verwaist, wurde S. unter der Vormundschaft ihres Onkels Ferdinand Deym Gf. v. Střítež erzogen und nahm bereits in ihrer Jugend am Hofleben teil. Nachdem ihr Gatte das Majorat angetreten hatte und i. d. F. mit beträchtl. Schulden konfrontiert war, mußte S., die selbst zahlreiche Besitzungen geerbt hatte, zur finanziellen Sanierung beitragen. Ab der Jh.wende begann sie sich karitativ zu engagieren. Sie initiierte 1902 eine Smlg. für den Neubau des Isabellen-Kinderspitals in Linz, war ab 1904 im Rahmen des Frauenhilfsver. vom Roten Kreuz in OÖ, zunächst beim Zweigver. Wels, ab 1909 beim Zweigver. Eferding, dem sie auch vorstand, tätig. Während des 1. Weltkriegs stellte S. ihre Besitzungen in Eferding und Linz zur Betreuung Verwundeter zur Verfügung. 1916 wurde sie Präs. des Frauenhilfsver. vom Roten Kreuz in OÖ, 1919 Ausschußmitgl. der Österr. Ges. vom Roten Kreuz, war 1921 Delegierte beim Weltkongreß des Roten Kreuzes in Genf sowie 1923–34 Vizepräs. des Landeshilfsver. vom Roten Kreuz. Ihr polit. Engagement begann 1914 als Leiterin der von ihr gegr. Kath. Frauenorganisation OÖ; 1925 stieg sie zur Präs. der Reichs-Frauenorganisation Österr. auf. 1919–34 war S. Mitgl. der oö. Landesparteileitung und stellv. Vors. der Reichsparteileitung der CSP, wo sie dem Flügel um Seipel (s. d.) zugerechnet wurde. Eine Kandidatur für den österr. Nationalrat wurde ihr 1920 parteiintern verwehrt, sie wurde stattdessen in den Bundesrat delegiert, dem sie 1920–31 angehörte; 1931 verweigerte ihr der LT-Klub allerdings die neuerl. Nominierung. S.s gute Beziehungen zur Heimwehr verschlechterten sich gegen Ende der 20er Jahre, ebenso wie auch ihr Sohn Ernst Rüdiger, dessen Karriere sie zunächst durch ihre Beziehungen zu fördern versucht hatte, zu ihr auf Distanz ging. S. wurde 1934 von der Regierung Dollfuß in die Delegation für den Völkerbund berufen und mit der Leitung des Frauenreferats in der Vaterländ. Front betraut. Nach dem „Anschluß“ 1938 kurzzeitig inhaftiert, verbrachte sie ihren Lebensabend auf ihren schles. Besitzungen.

L.: F. Pesendorfer, OÖ im Weltkrieg, 1917, S. 51ff., 81ff.; E. Rieger, Fürstin F. S., 1935 (m. B.); H. Deutsch, F. Fürstin S., phil. Diss. Wien, 1967 (m. B.); H. Slapnicka, OÖ – Zwischen Bürgerkrieg und Anschluß (= Beitrr. zur Zeitgeschichte OÖ 2), 1975, s. Reg.; ders., OÖ – Die polit. Führungsschicht 1918–38 (= ebd. 3), 1976; I. Schöffmann, in: Zeitgeschichte 11, 1984, S. 358f.; R. Stepan, in: Christl. Demokratie 2, 1984, S. 239ff.
(H. Slapnicka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 103f.
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