Starkenstein, Emil (1884–1942), Arzt und Pharmakologe

Starkenstein Emil, Arzt und Pharmakologe. Geb. Ronsperg, Böhmen (Poběžovice, Tschechien), 18. 12. 1884; gest. KZ Mauthausen (OÖ), 6. 11. 1942 (ermordet); mos. Aus einer Arztfamilie stammend. Nach Absolv. des Gymn. in Pilsen (Plzeň) stud. S. ab 1903 Med. an der Dt. Univ. in Prag; 1909 Dr. med. Bereits während seiner Stud.zeit volontierte er am pharmakolog. Inst. der med. Fak. und wurde dort 1909 zum Ass. ernannt. 1910 ging er zwecks zoolog. Stud. nach Triest (Trieste), ab 1911 vervollkommnete er seine Ausbildung durch den Besuch von Vorlesungen in Botanik an der Univ. Prag und fungierte im gleichen Jahr sowie 1913 als Schiffsarzt beim Lloyd Triestino. 1913 habil. er sich mit der Arbeit „Der Mechanismus der Adrenalinwirkung“ für Pharmakol. und Pharmakognosie. Während des 1. Weltkriegs 1914–18 Kmdt. des Epidemiespitals in Radom, kehrte S. nach dem Krieg als Ass. an die med. Fak. der Dt. Univ. in Prag zurück; 1920 ao., 1929 o. Prof. und Vorstand des Inst. für Pharmakol. und Pharmakognosie, 1931/32 Dekan. 1939 mußte er zurücktreten und emigrierte nach der Okkupation Prags in die Niederlande, wo er zunächst in einer Chininfabrik in Amsterdam noch wiss. tätig war, nach der dt. Invasion 1941 aber von den Nationalsozialisten verhaftet und in Gefängnissen und KZs in Amsterdam, Scheveningen, Cleve (Kleve), Prag, Theresienstadt und Mauthausen interniert wurde. Wiss. befaßte sich S. in seinen rund 200 Publ. mit physiolog. und chem. Problemen, v. a. mit der Wirkung von Eisen, Kalzium und Magnesium, mit Fermentlehre und Purinstoffwechsel, mit der Erforschung neuer Arzneimittel sowie mit Vergiftungen und deren Behandlungen. Gegen Seekrankheit und alle durch Störung des Gleichgewichtes hervorgerufene Krankheiten entwickelte er das Mittel Vasano. Letztl. galt sein Interesse auch der Geschichte der Pharmakol. S. besaß u. a. eine große Smlg. von hist. Herbarien. Sein „Lehrbuch der Toxikologie“, das er 1929 gem. mit Eugen Rost und Julius Pohl hrsg., war bis vor wenigen Jahren in seiner Gliederung einzigartig im dt. Sprachraum. Bereits 1923 gründete er die „Beiträge zur ärztlichen Fortbildung“, deren Schriftleitung er übernahm. Für seine Verdienste mehrfach ausgez., war S. u. a. ab 1932 w. M. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina, k. M. der Biolog. Ges. in Wien und Ehrenmitgl. der kgl. rumän. Ges. für Klimatol. und Balneol.

W. (auch s. u. Hartmann): Die neueren Arzneimittel und die pharmakolog. Grundlagen ihrer Anwendung, 1912, 2. Aufl. 1914 (gem. m. A. Skutetzky); Erkennung und Verhütung therapeut. Irrtümer, 1923; Lehrbuch der Pharmakol., Toxikol. und Arzneiverordnungslehre, 1938; etc.
L.: DBE; Egerländer Biograf. Lex. 2; Fischer; Hdb. der Emigration 2; Kürschner, Gel.Kal., 1925; Otto, Erg.Bd.; W. Hartmann, Personalbibliographien ... Dt. Karl-Ferdinandsuniv. in Prag ... 1900–45, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1972, S. 103ff. (m. W.); J. Lindner, Pharmakolog. Inst. und Biographien ihrer Leiter, 2. Aufl. 1996, S. 266; L. Hlaváčková – P. Svobodný, Biograph. Lex. der dt. med. Fak. in Prag 1883–1945, 1998; A. Míšková, Rozhovor o nepřítomných, in: Dějiny a současnost 1999, Nr. 4, S. 45ff.; UA, Praha, Tschechien.
(P. Svobodný)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 109f.
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