Starkl, Gottfried (1856–1910), Lehrer und Fachschriftsteller

Starkl Gottfried, Lehrer und Fachschriftsteller. Geb. Krems (Krems an der Donau, NÖ), 16. 10. 1856; gest. Rodaun, NÖ (Wien), 15. 12. 1910. Sohn eines Seilermeisters. Nach dem Besuch des Piaristengymn. in Krems (ab 1869) war S. 1871/72 Zögling im Piaristenkonvikt. Nach dessen Auflösung 1872 setzte er seine Stud. als Externer fort; Matura 1877. Ab 1877 stud. S. an der phil. Fak. der Univ. Wien, v. a. unter A. Schrauf (s. d.) Mathematik, Physik und Naturgeschichte; 1882 Lehramtsprüfungen aus diesen Fächern, 1887 Dr. phil. 1882–90 unterrichtete S. in Wien an der Privat-Mädchenschule mit Öffentlichkeitsrecht. Daneben absolv. er das Probejahr am Franz Josephs Gymn. und suppl. am privaten Mädcheninst. in Oberdöbling als Lehrer für Geometrie und Dt. 1890–1910 unterrichtete S. am Kollegium Kalksburg Naturgeschichte, Mathematik und Physik. Daneben leitete er auch den Unterricht in Kalligraphie und Stenographie. 1905–08 führte er zusätzl. die Agenden eines Dir. am Mädchenlyzeum in Mödling, mußte diese Stelle jedoch aus gesundheitl. Gründen aufgeben. 1909 trat er auch in Kalksburg i. d. R. In seinen wiss. Arbeiten stand bei S. neben seinem Interesse an der Mineral. v. a. seine Vorliebe für physikal. und chem. Untersuchungen an natürl., auch organ. Festkörpern im Vordergrund. In seinen Notizen über den Bol von Steinkirchen (Kamenný Újezd) und den Polyhydrit aus der Grube St. Christoph im erzgebirg. Breitenbrunn berichtete er über chem. Zusammensetzung und Untersuchungen des therm. Verhaltens dieser weitestgehend amorphen und schlecht definierte Alumosilikate, die auch als Heilerde Verwendung fanden. Andere Arbeiten betreffen die Charakterisierung von Mineralen, chem. Analysen und Vergleiche der Weißerden aus dem Raum Aspang sowie die Beschreibung der diese Erden begleitenden Schiefer. Weiters verf. er eine Arbeit, der chem. Analysen und die Aufstellung einer chem. Formel für das Schichtsilikat Schuchardtit aus Gläsendorf (Szklary) zu Grunde lagen. Eine von ihm erstellte Charakterisierung weitestgehend amorpher, glasartiger Schlacken aus dem Hüttenrevier Annaberg zeigte, daß zwei opt. und chem. unterschiedl. Schlacken vorlagen (rotbraun und schwarz), deren Färbung sowohl im Durchlicht als auch im Auflicht auf unterschiedl. Wertigkeiten der Elemente Kupfer und Eisen zurückzuführen waren. Entglasungsphasen, als Mikrolithe bezeichnet, wurden aufgrund ihrer Ausbildung als Gehlenit interpretiert. Zudem konstruierte S. erstmals einen Apparat zur Bestimmung der therm. Leitfähigkeit von Festkörpern an ebenen (polierten) Oberflächen. Isothermen von Hölzern, von Kohle aus Mähr. Ostrau (Ostrava) und Hütteldorf (Wien) sowie von Gips und Kaliglimmer wurden ebenfalls von ihm bestimmt.

W.: Notizen über Bol und Polyhydrit, in: Verhh. der k. k. geolog. Reichsanstalt 14, 1880; Ueber neue Mineralvorkommnisse in Oesterr., in: Jb. der k. k. geolog. Reichsanstalt 33, 1883; Ueber neue Mineralvorkommnisse in Oesterr., phil. Diss. Wien, 1884; Ueber Schuchardtit, in: Z. für Kristallographie 8, 1884; Farbenerscheinung und Mikrolithen in Kupferschlacken von der Schmelz bei Annaberg in NÖ, in: Verhh. der k. k. geolog. Reichsanstalt 23, 1889; Ein kleiner Beitr. zur Erzeugung von Isothermen an unorgan. und organ. Substanzen, in: Z. für Kristallographie 20, 1892; Der botan. Garten des Collegiums Kalksburg 1899–1900, in: Programm Kalksburg 1899, 1900; etc.
L.: Biograph. Jb. 15, 1913, Sp. 82; Kalksburger Korrespondenz 27, 1911, S. 24ff. (m. B.); F. Pertlik, in: Berr. der Geolog. Bundesanstalt 64, 2003, S. 63ff.; UA, Wien.
(F. Pertlik)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 110
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