Starzyński, Stanislaw (1853–1935), Politiker und Jurist

Starzyński Stanislaw, Politiker und Jurist. Geb. Snowicz, Galizien (Snovyči, Ukraine), 18. 4. 1853; gest. Lwów, Polen (L’viv, Ukraine), 17. 11. 1935. Aus kleinadeliger Familie stammend. S. absolv. das Franz-Josefs-Gymn. in Lemberg (L’viv), stud. ab 1872 Jus an der dortigen Univ. und war danach für kurze Zeit als Praktikant im Staatsdienst tätig. Nach einem Stud.jahr in Wien habil. er sich 1883 an der Univ. Lemberg. 1889 wurde er dort ao., 1892 o. Prof. für allg. und österr. Staatsrecht; 1913/14 Rektor. Parallel zu seiner wiss. Karriere intensivierte S. seit den frühen 1880er Jahren seine öff. Tätigkeit, zunächst v. a. im Rahmen von Wirtschaftsverbänden und ab 1884 als Mitgl. des Bez.rats in Lemberg. 1885–88 hatte S. erstmals ein Mandat im RR inne, wo er den ostgaliz. Konservativen (Podolaken) nahestand. Nach seiner Wiederwahl 1901 widmete sich S. verstärkt der Abg.tätigkeit. Eine wichtige Rolle spielte er im Wahlreformausschuß 1906, wo er als Konzession für den das allg. und gleiche Wahlrecht mehrheitl. ablehnenden Polenklub eine Ausweitung der Landtagskompetenzen durchsetzte („Lex Starzyński“). Nach seiner Wiederwahl gehörte er zu den einflußreichsten poln. Politikern, u. a. als Mitgl. der parlamentar. Komm. des Polenklubs, und fungierte 1907–11 als Vizepräs. des Abg.hauses. Im Konflikt mit dem 1908 ernannten galiz. Statthalter Bobrzyński (s. d.) um die Politik gegenüber den Ukrainern konnte sich S. nicht durchsetzen; 1911 wurde eine neuerl. Wahl in den RR verhindert. Fortan benutzte er neben der Presse, insbes. der „Gazeta Narodowa“, vorwiegend das Forum des galiz. LT (Abg. 1907–14), um v. a. gegen die ukrain. Wünsche nach einer eigenen Univ. zu agitieren. 1912 trat er in den erzkonservativen Zentrumsklub des LT ein, legte aber 1914 sein Mandat aus Protest gegen die LT-Wahlreform („galizischer Ausgleich“) nieder. Im Juli 1917 noch zum Mitgl. des HH ernannt, wirkte S. in den Anfangsjahren der poln. Republik weiterhin im national-konservativen Parteienspektrum mit, gelangte aber nie wieder zu vergleichbarem polit. Einfluß.

L.: WZ, 22. 5. 1917, 21. 11. 1935; Freund, 1907 (m. B.); Hahn, 1885; PSB (m. W. u. L.); A. Wilhelm, Die RR-Abg. des allg. Wahlrechtes, 1907; H. P. Hye, in: Čechy a Sasko v proměnách dějin – Böhmen und Sachsen im Wandel der Geschichte, 1993, S. 181ff.; H. Binder, Polen, Ruthenen, Juden. Politik und Politiker in Galizien 1897–1918, 2, phil. Diss. Bern, 1997, S. 154 (m. L.); ders., Galizien in Wien (= Stud. zur Geschichte der österr.-ung. Monarchie 29), 2005, s. Reg.
(H. Binder)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 112f.
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