Stefani (Steffani, Steffan), Jan (Johann) (um 1746–1829), Komponist, Dirigent und Violinist

Stefani (Steffani, Steffan) Jan (Johann), Komponist, Dirigent und Violinist. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), um 1746; gest. Warschau, Rußland (Warszawa, Polen), 23. 2. 1829. S. erhielt in Prag und wahrscheinl. in Italien seine musikal. Ausbildung, war Mitte der 1760er Jahre in Wien Kapellmeister bei G. Gf. Kinsky und als Violinist tätig (eine in der Literatur vereinzelt behauptete Mitgl.schaft in der k. Hofmusikkapelle zur Zeit von K. Joseph II. ist nicht belegt). 1779 wurde er mit anderen aus Böhmen stammenden Musikern von Kg. Stanislaus II. August nach Warschau berufen, fungierte dort als Kapell- und Konzertmeister von dessen sog. „Wiener Kapelle“ und war dann ab 1781 Violinist im kgl. Theaterorchester. Daneben war er Kapellmeister an der Kathedrale und an verschiedenen anderen Kirchen Warschaus. S. dirigierte Opernauff. im Nationaltheater, an dem er 1799–1818 auch als 1. Violinist tätig war. Seine durchwegs am Nationaltheater uraufgef., einfach strukturierten und mit zahlreichen Tanzeinlagen versehenen Singspiele sind nicht erhalten. Von großer Bedeutung für die Ausbildung einer national-poln. Musik war seine auf ein Libretto von Bogusławski (s. d.) geschriebene, 1794 uraufgef. Oper „Cud mniemany, czyli Krakowiacy i Górale“, die wegen ihrer national-poln. Thematik und der Verarbeitung poln. Volkstänze und -musik größte Popularität errang und auch außerhalb Polens (u. a. in Wien) oft aufgef. wurde. S.s zahlreiche, für verschiedenste Besetzungen komponierte Polonaisen trugen wesentl. zur Verbreitung der nationalen poln. Musik vor Chopin bei. Von seinen Söhnen ist Józef S. (1800–1876) in Polen als überaus produktiver Kirchen-, Ballett- und Tanzkomponist sowie als Musikpädagoge bekannt geworden; zwei weitere – Kazimierz (1791–1811) und Jan S. (1797–1826) – waren als Violinisten, seine Tochter Eleonora S. (1802–1832) als Sängerin tätig.

W.: s. u. Grove; MGG; PSB; Słownik muzyków polskich.
L.: ČHS; Grove, 2. Aufl. (m. W.); Lex. böhm. Länder; MGG, 2. Ausg., Personentl. 15, 2006; PSB (m. W. u. L.); Wurzbach; M. Karasowski, in: Ruch Muzyczny 1, 1857, Nr. 27ff.; ders., in: Rys historyczny opery polskiej, 1859, S. 28ff.; E. Szwankowski, Teatr W. Bogusławskiego w latach 1799–1814, 1954; Słownik muzyków polskich 2, 1967 (m. W.); Słownik biograficzny teatru polskiego 1765–1965, 1973; J. Morawski, in: Muzyka 27, 1982, S. 93ff.; W. Tomaszewski, Bibliografia warszawskich drúkow muzycznych 1801–50, 1992, s. Reg.
(H. Reitterer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 132f.
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