Stein, Friedrich Johann Philipp Emil (Samuel Friedrich Nathanael) von (1818–1885), Entomologe

Stein Friedrich Johann Philipp Emil von (Samuel Friedrich Nathanael), Entomologe. Geb. Niemegk, Preußen (Dtld.), 3. 11. 1818; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 9. 1. 1885; evang. AB. Sohn eines evang. Pfarrers. Schon als Schüler im Gymn. in Wittenberg veröff. S. 1834–37 in der Z. „Isis“ seine ersten naturwiss. Beobachtungen und eine Neubeschreibung einer Mikrolepidopteren-Art (Alucita pelidnodaktyla). Ab 1838 stud. S. Naturwiss. und Med. an der Univ. Berlin; 1841 Dr. phil. Zunächst Ass. und 1843 3. Kustos am Zoolog. Mus. der Univ. Berlin, erhielt S. im selben Jahr die Lehrstelle für Zool. und Botanik an der städt. Gewerbeschule. Sein damals entstandenes Werk „Vergleichende Anatomie und Physiologie der Insecten“ (1847) bildete die Grundlage für seine Habil. 1848 an der Univ. Berlin. 1849 Ernennung zunächst zum 2., i. d. F. zum 1. Kustos am Zoolog. Mus., 1850 o. Prof. für Zool. und Botanik an der sächs. Akad. für Forst- und Landwirtschaft in Tharandt, widmete sich S. den Infusorien (Einzellern) und deren Entwicklungsgeschichte. Bekanntheit erlangte er durch seine wiss. fundierte Kritik an Christian Gottfried Ehrenbergs Darstellung der Organisation der Infusionstiere. 1855 o. Prof. für Zool. an der Univ. Prag, wo sein Hauptwerk, „Der Organismus der Infusionsthiere, nach eigenen Forschungen in systematischer Reihenfolge bearbeitet …“ (4 Bde., 1859–83), entstand. S. galt als hervorragender Lehrer, der Wiss. mit überzeugter Religiosität verband. Dem Darwinismus konnte er nichts abgewinnen. Einige Male Dekan an der phil. Fak., war S. 1875 erster protestant. Rektor seit 200 Jahren. Angebote an die zoolog. Lehrkanzeln in Gießen, Halle (Halle an der Saale), Marburg und Wien lehnte er ab. 1865–68 unterrichtete S. Erzhg. Ludwig Salvator (s. d.) in Zool. Er publ. eine große Anzahl an Aufsätzen über Insekten, v. a. Hemipteren, Dipteren, Orthopteren, Myriapoden und Coleopteren. Forschungsreisen führten ihn nach Kleinasien, Griechenland, Dalmatien und Rumänien, wo er u. a. auch Käfer und Ameisen sammelte. S. wurde u. a. 1857 k. M., 1861 w. M. der Akad. der Wiss. in Wien; Mitgl. der bayer. Akad. der Wiss. in München, auswärtiges Mitgl. der kgl. Sächs. Ges. der Wiss. in Leipzig, k. M. der k. Leopold.-Carolin. Akad. der Naturforscher, der Akad. der Wiss. in Turin, der amerikan. Akad. der Naturwiss. in Philadelphia und Ehrenmitgl. der Royal microscopical society in London. Ferner wurde er 1877 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgez. 1871 Reg.Rat, 1882 HR. 1878 erfolgte die Erhebung in den Ritterstand.

W. (auch s. u. Almanach Wien): Die Infusionsthiere auf ihre Entwicklungsgeschichte untersucht, 1854; Einige neue europ. Isopoden-Arten, in: Berliner Entomolog. Z. 3, 1859; Beitr. zur Neuropteren-Fauna Griechenlands, ebd. 7, 1863; Ueber die Hauptergebnisse der neueren Infusorien-Forschungen, 1863; Einige neue dalmatin., griech. und kleinasiat. Tenthreodoniden, in: Stettiner Entomolog. Ztg. 37, 1876; etc.
L.: Prager Tagbl., WZ, 10. 1. 1885; Almanach Wien 35, 1885, S. 190ff. (m. W.); Wurzbach; C. A. Dohrn, in: Stettiner Entomolog. Ztg. 43, 1882, S. 509f.; Geschichte der Biol., ed. I. Jahn, 1998, S. 964; G. Nonveiller, The pioneers of the research on the insects of Dalmatia, 1999, S. 257f.
(Ch. Riedl-Dorn)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 150
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