Stein, Markus (1845–1935), Verleger

Stein Markus, Verleger. Geb. Gabrielendorf, Böhmen (Gabrielka, Tschechien), 3. 11. 1845; gest. Wien, 29. 5. 1935; mos., ab 1885 evang. HB. Sohn eines Landwirts, Vater von Richard (s. d.) und Helene S. (s. u. Richard S.). S., der nach Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Prag Volksschullehrer in Proßnitz (Prostějov) war, kam als Schulbuchautor mit dem Leipziger Verlagshaus Julius Klinkhardt in Verbindung. Seine Adaptierung einer verbreiteten dt. „Sprachschule“ auf österr. Verhältnisse war derart erfolgreich, daß er aus dem Schuldienst in den Leipziger Verlag wechseln konnte, in dem er es bis zum Prokuristen brachte. 1877 gründete er in Wien gem. mit Julius Klinkhardt den Schulbuchverlag Klinkhardt & Comp., 1883 kauften die beiden Partner die Manzsche Hof-Verlags- und Univ.buchhandlung und vereinigten beide Fa. unter diesem Namen. Einerseits wurden Lehrbücher verlegt, andererseits entwickelte S. mit Taschenbuchausg. der österr. Gesetze das Unternehmen zum jurist. Verlag, ein Programmschwerpunkt, der bis heute bestimmend ist und für den hervorragende Juristen wie Ehrenzweig, F. Klein oder J. Frh. Schey v. Koromla (alle s. d.) als Autoren gewonnen werden konnten. Auch die 1932 mit den „Juristischen Blättern“ vereinigte „Gerichts-Zeitung“ erschien bei Manz. Als äußeren Beweis der Unternehmenserfolge ließ S. 1892/93 auf dem Kohlmarkt in Wien 1 die noch heute bestehende repräsentative Unternehmenszentrale erbauen, deren Fassade 1912 von A. Loos (s. d.) gestaltet wurde. 1902/03 wurde eine eigene Druckerei errichtet. 1910 gingen Verlag und Buchhandlung in das Alleineigentum von S. und dessen ältestem Sohn Richard über. S. war mit bedeutenden Juristen und Politikern befreundet, verfügte über Kontakte zu modernen bildenden Künstlern, hatte aber auch literar. Interessen, die sich etwa in der Hrsg. von Hofmannsthals Erstlingswerk „Gestern“ dokumentierten. Ein überaus angesehener Verleger, engagierte er sich im Ver. der österr.-ung. Buchhändler. Er wurde 1890 Ritter des Franz Joseph-Ordens und 1909 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgez.

L.: WZ, 1. 6. 1935; F. E. Huebsch, Der oesterr.-k. Orden der Eisernen Krone und seine Mitgl., 1912, S. 170 (m. B.); Jurist. Bll. 64, 1935, S. 286f.; Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel 76, 1935, Nr. 35, S. 14; 150 Jahre MANZ, red. F. Stein – A. Hilscher, 1999, passim (m. B.); Th. Brezinka, Erwin S. (= Schriften des Wissenszentrums Arnold Schönberg 2), 2005, s. Reg. (m. B.); IKG, Materialiensmlg. ÖBL (m. B.), WStLA, alle Wien; Mitt. Susanne Stein-Dichtl, Wien.
(J. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 153f.
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