Steinach, Wilhelm (1796–1867), Mediziner

Steinach Wilhelm, Mediziner. Geb. Hohenems, Vbg., 14. 11. 1796; gest. ebd., 6. 4. 1867; mos. Sohn des Handelsmannes Simon Wolf Ullmann, ab 1813 Steinach (geb. 1757; gest. Hohenems, 31. 1. 1829), Vater von Simon, Großvater von Eugen S. (beide s. d.). Nach Absolv. des Gymn. in Kempten im Allgäu stud. S. Med. an den Univ. München und Wien ab 1821 und war somit der erste Jude aus Hohenems, der eine akadem. Laufbahn einschlug; 1829 Dr. med. der Univ. Wien. 1832 ließ er sich in Hohenems als prakt. Arzt nieder und führte bald eine angesehene Praxis, in der nicht nur Patienten aus ganz Vbg., sondern auch aus der benachbarten Schweiz seinen ärztl. Rat suchten. Seine 1829 entstandene Diss. „Dissertatio inauguralis medico-practica de Miliarium Morbo“ enthält bereits Ansichten über Tuberkulose, die erst ein halbes Jh. später durch die moderne Forschung ihre Bestätigung gefunden haben. Gem. mit A. Kohn (s. d.) brachte S. einen modernen Zug in die noch sehr konservativ eingestellte jüd. Glaubensgemeinschaft in Hohenems. 1840 gründeten die beiden einen Israelit. Handwerkerver., der mittellosen jüd. Burschen eine Ausbildung ermöglichen sollte. 1848 verf. S. ein ausführl. Memorandum über die Notwendigkeit und Berechtigung der Gleichstellung der Juden, das er dem Reichstagsdeputierten des Bez. übergab. Als Gmd.vertreter beriet er seine Glaubensgenossen in Streitfragen mit der österr. Behörde. Weiters forcierte er eine moderne Ausgestaltung der Gmd.institutionen, insbes. der Synagoge und der Schule, und fungierte auch als Lokal-Schulinsp. S. setzte sich für die Bedürftigen in seiner Gmd. ein und initiierte mittels eines Hilfskomitees eine weitreichende Armenfürsorge für alle Konfessionen. Darüber hinaus war er Mitgl. des Vbg. Mus.ver.

L.: Vbg. Volksbl., 12. 4. 1867; WKW 17, 1904, S. 659; A. Tänzer, Die Geschichte der Juden in Hohenems, Nachdruck 1982, s. Reg., bes. S. 335ff.; M. Flatz, Liberales Hohenemser Judentum in der 2. Hälfte des 19. Jh. dargestellt am Arzt Dr. Simon S., phil. DA Innsbruck, 1994, S. 40ff.; IKG, UA, beide Wien; Mitt. Eva-Maria Hesche, Hohenems, Vbg.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 158
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