Steiner, Franz (1855–1920), Theaterdirektor und Theateragent

Steiner Franz, Theaterdirektor und Theateragent. Geb. Temeswar, Ungarn (Timişoara, Rumänien), 20. 11. 1855; gest. Berlin, Dt. Reich (Dtld.), 22. 2. 1920; mos. Sohn des Theaterdir. Maximilian S., Bruder von Gabor S. (beide s. d.). S. lebte ab 1862 in Wien und absolv. hier seine Schulzeit. Trotz guter Musikausbildung trat er 1876 in den Dienst der Nordbahn ein, wo er zuletzt die Stellung eines Offizials innehatte. Ab Jänner 1880 leitete er gem. mit Gabor die Geschäfte des Theaters an der Wien für seinen schwer erkrankten Vater. Nach dessen im selben Jahr erfolgten Tod übernahm er den Pachtvertrag für das Theater und behielt die Dion. auch, als das Haus an F. v. Jauner (s. d.) verkauft wurde. Hohe Schulden ließen S. 1884 zurücktreten. In künstler. Hinsicht war seine Dion. jedoch erfolgreich, erlebte doch eine Reihe bedeutender Operetten von Johann Strauß (Sohn) und Millöcker (s. d.) ihre Urauff. Wie schon sein Vater setzte auch S. auf üppige Ausstattungen der aufgef. Werke. Mit einem Tl. der Abfindungssumme, die er von Jauner erhalten hatte, übernahm S. 1884 das Residenztheater in Dresden. Lili Strauß, die ihren Gatten Johann Strauß (Sohn) schon 1882 verlassen hatte und zu S. gezogen war, begleitete ihn. 1885 pachtete er das Walhalla-Operettentheater in Berlin, das er bis 1887 leitete. Im Sommer dieses Jahres trat S. die Dion. des Wr. Carltheaters an, wo sein Bruder Gabor bereits seit 1885 als Regisseur und künstler. Leiter tätig war. Auch diese Dion.zeit dauerte nur knapp zwei Jahre. Nach einem kurzen Gastspiel in Frankreich legte S. seine Konzession zurück. 1891 wurde er stellv. Dir. am Thalia-Theater in New York, 1902–09 leitete er das Varieté „Wintergarten“ in Berlin. Zuletzt stand S. an der Spitze einer Berliner Theateragentur.

L.: Neueste Theater-Nachrichten, 8. 7. 1880 (m. B.); Czeike (s. u. Maximilian S.); Kosch, Theaterlex.; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg.; Ulrich; F. Hadamowsky – H. Otte, Die Wr. Operette, 1947, s. Reg.; R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen, 1951, bes. S. 172ff.; A. Bauer, 150 Jahre Theater an der Wien, 1952, s. Reg.; F. Hadamowsky, Wien. Theatergeschichte, Stud.ausg. 1994, s. Reg.; N. Rubey – P. Schoenwald, Venedig in Wien, 1996, s. Reg. (m. B.); O. Panagl – F. Schweiger, Die Fledermaus, 1999, s. Reg.; Centrum Judaicum, Berlin, Dtld.
(N. Rubey)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 168
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