Steinfeld, Franz d. J. (1787–1868), Maler

Steinfeld Franz d. J., Maler. Geb. Mariahilf, NÖ (Wien), 26. 3. 1787; gest. Pisek, Böhmen (Písek, Tschechien), 5. (3.) 11. 1868; röm.-kath. Sohn von Franz d. Ä., Vater von Wilhelm S. (beide s. u.), ab 1815 mit Dorothea (geb. Wien, 30. 5. 1796), der Schwester des Malers Leopold Fertbauer und Nichte des Malers L. Lieb (s. d.), verehel. S. stud., durch den Landschaftsmaler Francesco Casanova motiviert, 1802–11 bei Laurenz Janscha an der Wr. ABK, an deren Ausst. er sich beteiligte. Bes. prägend für sein Schaffen wurde 1813 eine Reise in die Niederlande, wo er sich intensiv mit dem Werk Jakob van Ruisdaels auseinandersetzte. Weitere Reisen führten ihn 1828 in die Lombardei, 1830 nach Paris und ins Berner Oberland, 1838 nach Oberitalien, in die Schweiz und nach Tirol, 1842 (gem. mit Danhauser, s. d.) an den Rhein, nach Belgien und Holland, 1844 nach Norddtld. und Helgoland und später auch nach Rom und Neapel. 1815 erfolgte S.s Berufung als Kammermaler Erzhg. Anton Viktors (s. d.); seine akadem. Karriere erreichte mit der Mitgl.schaft an der ABK (1824), der 1837 an dieser Anstalt begonnenen Tätigkeit als Korrektor der Landschaftsklasse (1838 Tit.Prof.), der 1845 erfolgten Ernennung zum akadem. Rat und o. Prof. und schließl. 1850 mit der Leitung der Klasse für Landschaftsmalerei ihre Höhepunkte. 1859 i. R., war S. ab 1861 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus). Charakterist. für das reiche Œuvre S.s ist die Überwindung der barocken Tradition der Landschaftsmalerei zugunsten der von ihm begründeten biedermeierl. Stimmungsmalerei. Zu seinen Leistungen gehört auch die künstler. Entdeckung der österr. Alpen, die er fast alljährl. bereiste. S. zeigte keine komponierte Ideallandschaft, sondern einen von ihm selbst ausgewählten, realen und von der Natur vorgegebenen Landschaftsausschnitt. Mit diesem nachdrückl. Bekenntnis zur Naturwahrheit, das mit der Präsentation des Gemäldes „Blick auf den Hallstätter See“ auf der Akad.-Ausst. 1826 großes Aufsehen erregte, begründete er die Landschaftsmalerei des Biedermeier. Zu S.s zahlreichen Schülern gehörten u. a. C. Lafite, Halauska, Obermüllner, E. Peithner v. Lichtenfels, Schaeffer v. Wienwald und Holzer (alle s. d.). S.s Vater, der Bildhauer Franz S. d. Ä. (geb. Wien, 21. 7. 1750; gest. ebd., 13. 4. 1832; röm.-kath.), Sohn eines Bierwirts, ab 1782 mit Theresia, der Schwester des Malers Franz Stöber, verehel., stud. ab 1768 an der Wr. ABK und soll gem. mit Philipp Jakob Prokop an der Statuenausstattung von Schloß Schönbrunn gearbeitet haben. S.s Sohn, der Landschaftsmaler Wilhelm S. (geb. Wien, 16. 4. 1816; gest. Ischl, Bad Ischl, OÖ, 8. 9. 1854; röm.-kath.), erhielt ersten Unterricht durch seinen Vater und stud. 1829–34 an der Wr. ABK, in deren Ausst. er ab 1835 vertreten war. In seinen Arbeiten, hauptsächl. Landschaften, folgte er stilist. seinem Vater, mit dem er zahlreiche Stud.reisen, z. B. 1845 nach Italien, unternahm.

W.: s. u. Pötschner, 1951.
L. (tw. auch für Franz d. Ä. und Wilhelm S.): ADB; Czeike; Fuchs, 19. Jh.; Fuchs, Erg.Bd.; Thieme–Becker; Wurzbach; P. Pötschner, F. S. und die Überwindung des Barock in der Wr. Landschaftsmalerei, phil. Diss. Wien, 1951 (m. W.); W. Wagner, Die Geschichte der ABK in Wien (= Veröff. der ABK in Wien, NF 1), 1967, s. Reg.; H. Schöny, Wr. Künstler-Ahnen 2, 1975, S. 88f.; P. Pötschner, Wien und die Wr. Landschaft …, 1978, s. Reg.; G. Frodl, Wr. Malerei der Biedermeierzeit, 1987, s. Reg.; Geschichte der bildenden Kunst in Österr. 5, ed. ders., 2002, s. Reg.; Pfarramt Mariahilf, Wien; Mitt. Richard Kurdiovsky, Wien.
(W. Telesko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 183
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