Steinkeller, Piotr Antoni (1799–1854), Unternehmer

Steinkeller Piotr Antoni, Unternehmer. Geb. Krakau, Galizien (Kraków, Polen), 15. 2. 1799; gest. ebd., 11. 2. 1854. Sohn des Krakauer Kaufmanns Piotr S., Bruder von Rudolf S. (s. d.). S. absolv. ein kaufmänn. Praktikum bei seinem Vater und setzte seine Ausbildung im Bereich Handel und Bankwesen in Wien fort. Nach dem Tod des Vaters, 1813, wurde er zum Haupterben der Handelsfa. Piotr S., 1826 zog er nach Warschau, wo er die Tochter von Jan Anthonin, einem der reichsten Warschauer Kaufleute, ehel. Hier betrieb er, anfängl. gem. mit Karol Scholtze, das Handelshaus Piotr S., das i. d. F. zu einem der größten im Poln. Kg.reich wurde. Gem. mit Konstanty Wolicki pachtete S. 1826 auch den Salzhandel aus Galizien ins Poln. Kg.reich und errichtete 1826–27 in der Nähe von Będzin die Zinkhütte Ksawery. In den 1830er Jahren erwarb er das Gut Żarki, das er in einen modernen landwirtschaftl. Betrieb umgestaltete: U. a. hob er den Frondienst auf, propagierte die Verwendung von Kunstdünger und baute eine Zucker- sowie eine Maschinenfabrik, die die nahegelegenen Ind.- und Bergbaugebiete belieferte. S. kaufte Zink vom Poln. Kg.reich und der Freien Stadt Krakau, beherrschte den russ. Markt und begann mit dem Bau von Zinkwalzwerken bei Paris und in London, sodaß er zum Hauptlieferanten von Zink für die europ. Märkte wurde. 1836–52 pachtete er die Zinkproduktion der staatl. Gruben und Hütten, es gelang ihm allerdings nicht, ein internationales Konsortium für Zinkverkauf zu bilden. 1837–45 errichtete er in Solec, wo er 1837 eine Dampfmühle gekauft hatte, verschiedene Ind.betriebe, u. a. eine Fabrik für Kutschen, die von seinem Bruder Rudolf geleitet wurde, sowie eine Kachel- und Ofenfabrik. S. gab aber auch wesentl. Anstöße zur Post- und Personenbeförderung. Die Kutschen aus seiner Fabrik, sog. „Steinkellerki“, verkehrten ab 1838 zwischen Warschau und Krakau, später auch auf anderen Strecken. Ab 1845 belieferte er die Post mit Kutschen, die zur Personenbeförderung dienten und noch an der Wende vom 19. zum 20. Jh. auf vielen Strecken verwendet wurden. 1838 war S. auch Mitbegründer und Mitdir. der Eisenbahnges. Warschau–Wien, die jedoch aufgrund mangelnder Kredite 1842 wieder aufgelöst wurde. Obwohl die Mehrheit von S.s industriellen Unternehmen scheiterte und teure Investitionen, Einbrüche im Zinkhandel und riesige Verschuldung gegenüber der Poln. Bank zu seinem Bankrott führten, gilt er als einer der poln. Ind.pioniere, der mit seinen Ideen den Zeitgenossen weit voraus war.

L.: PSB (m. L.); Wurzbach; H. Radziszewski – J. Kindelski, P. S., 1905; A. Poraziński, Das Salzmonopol im Kg.reich Polen, Diss. oecon. publ. Zürich, 1913; R. Kołodziejczyk, P. S., kupiec i przemysłowiec 1799–1854, 1963; K. Girtler, Opowiadania. Pamiętniki z lat 1803–31, 1–2, ed. Z. Jabłoński – J. Staszel, 1971; „Scripta Mercature“, 1986, Nr. 1–2, S. 58ff.; M Kietlińska z Mohrów, Wspomnienia, ed. I. Homola-Skąpska, 1986; Biograph. Enz. dt.sprachiger Unternehmer 2, ed. W. Fischer, 2004; T. Suma, Urzędnicy pocztowi w Królestwie Polskim 1815–71. Słownik biograficzny, 2005.
(E. Orman)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 193
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