Stern, Bernhard (Wulf Benjamin); 1916 amtl. Namensänderung auf Szana. (1867–1929), Schriftsteller und Journalist

Stern Bernhard (Wulf Benjamin), Schriftsteller und Journalist. Geb. Riga, Rußland (Lettland), 1./13. 6. 1867; gest. Wien, 20. 9. 1929; mos., zuletzt röm.-kath. 1916 amtl. Namensänderung auf Szana. Sohn eines Kaufmanns, Vater des Schriftstellers Alexander S. (s. d.). S. besuchte das Gymn. in Riga, ging jedoch 1885 nach Dtld. In diese Zeit fallen seine ersten literar. Veröff., etwa der „Novellenversuch“ „Tolle Jugendliebe“, 1885. 1887–88 war er Sekr. des Gf. Adolf Friedrich v. Schack in München sowie Theater- und Kunstkorrespondent für das „Berliner Tageblatt“. Er unternahm ausgedehnte Reisen durch ganz Rußland, 1889–94 lebte er in Wien als Mitarb. zahlreicher in- und ausländ. Z. und Red. der „Wiener Mode“. Ein äußerst produktiver Autor, veröff. er in diesen und den folgenden Jahren eine große Zahl von völker- und landeskundl. Beschreibungen und Reisebildern (etwa „Vom Kaukasus zum Hindukusch“, 1893, „An der Wolga“, 1897), aber auch Ged. („Träumereien und Gedichte“, 1893) oder das Porträt „Bauernfeld“ (1890). 1894–1900 war S. als Korrespondent für das „Berliner Tageblatt“, den „Berliner Lokal-Anzeiger“ und die „Neue Freie Presse“ in Konstantinopel (İstanbul) tätig. Auch aus den hier gewonnenen Eindrücken resultierte später eine Reihe von Veröff. (etwa „Abdul Hamid II“, 1901, oder „Jungtürken und Verschwörer“, 2. Aufl. 1901). Ab 1900 lebte S. in Budapest, war Red. des „Pester Lloyd“ v. a. für europ. Außenpolitik sowie Mitarb. zahlreicher Budapester Ztg. und veröff. Reisemonographien, Kultur- und Sittenbilder aus der Türkei und Rußland („Kulturbilder aus der Türkei“, 1902, oder „Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit in Rußland“, 2 Bde., 1907). Anfang der 1920er Jahre kam S. nach Wien zurück, wo er bis zu seinem Tod v. a. als Nachtred. am „Neuen Wiener Tagblatt“ wirkte. Basierend auf seiner umfangreichen Smlg. gab S. 1921 unter dem Titel „Bibliotheca curiosa et erotica“ einen Kat. von 264 großteils erot. Werken mit bio-bibliograph. Anmerkungen, sorgfältigen Beschreibungen, Schätzpreisen etc. heraus. Anfang 1929 unternahm er noch eine Reise in den Sudan, deren publizist. Auswertung jedoch durch Krankheit und Tod verhindert wurde. S. war ab 1890 mit Adele, geb. Bunzl (geb. 1. 1. 1872), verehel., die sich gleichfalls als Feuilletonistin betätigte. Sie wurde am 1. 4. 1943 in das KZ Theresienstadt deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist ungeklärt.

W.: s. u. Kosch.
L. (auch s. u. Szana): NFP, NWT, Pester Lloyd (alle A.), 20. 9. 1929; Brümmer; Das geistige Ungarn; Eisenberg, 1893; Hdb. jüd. AutorInnen; Kosch; Wininger; Bibliographia Judaica 3, bearb. R. Heuer, 1988; M. Redlich, Lex. dt.balt. Literatur, 1989; Selten und Gesucht, bearb. F. Bayer – K. L. Leonhardt (= Hiersemanns bibliograph. Hdbb. 10), 1993, S. 225, 253f.; Latvijas valsts vesturēs arhīvs, Riga, Lettland; DÖW (für Adele S.), IKG, WStLA, alle Wien.
(M. Jacob)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 224
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