Stern, Josef (1849–1924), Techniker und Unternehmer

Stern Josef, Techniker und Unternehmer. Geb. Ebenau (Sbg.), 18. 3. 1849; gest. Gmunden (OÖ), 22. 3. 1924. Sohn eines Werksarztes der Ebenauer Eisenwerke. Nach dem Gymn.besuch in Salzburg begann S., der ursprüngl. das Lehrfach anstrebte, 1868 ein Mathematikstud. an der Univ. Wien. Eine beginnende Schwerhörigkeit veranlaßte ihn, das Stud. abzubrechen und 1869 an die Ing.schule des polytechn. Inst. zu wechseln. Nach Beendigung seines Stud. 1872 fand S. im selben Jahr eine Anstellung beim Bauunternehmer Karl Frh. v. Schwarz (s. d.), wo er Erfahrungen beim Bau der letzten Haupteisenbahnlinien sammelte und auch einen von ihm 1877 erfundenen Tachymeter, ein Nivellierungspräzisionsgerät, einsetzte. Ab 1879 für die Lokomotivfabrik Krauss & Comp. tätig, war S. u. a. Sektionsing. beim Bau der Kremstalbahn und führte für die Fa. das erste Dampftramwayprojekt Wien-Perchtoldsdorf aus. Die Bedeutung des Lokalbahnbaus und des neuen Energieträgers Elektrizität erkennend, machte sich S. 1883 in Wien selbständig. 1884 beteiligte sich F. A. Hafferl (s. d.) am Ing.büro, das nun unter S. & Hafferl firmierte, 1887 entstand das gleichnamige Bauunternehmen. Bedeutende Auftraggeber ermöglichten der Fa. monarchieweit innerhalb von zehn Jahren Hunderte Kilometer Planungen und Bauten von Straßen- und Lokalbahnen sowie den Bau der Salzkammergut-Lokalbahn (1890–93) und der Schafbergbahn (1892–93). Es folgte die Errichtung der beiden ersten Dampfkraftwerke in St. Wolfgang und Gmunden sowie der Bau der elektr. Straßenbahn und die elektr. Beleuchtung von Gmunden. Dorthin wurde 1895 auch der Sitz des Unternehmens verlegt, doch bestand die Wr. Filiale unter Hafferls Leitung bis 1919. Um die Jh.wende begannen S. und Hafferl mit der Erschließung der Wasserkraft und der Elektrifizierung weiter Gebiete OÖ und Sbg., 1906 gründeten sie die Elektrizitätswerke S. & Hafferl AG. Beginnend mit dem Traunfallwerk (1902), projektierte und erbaute die Fa. zahlreiche Lauf- und Speicherkraftwerke in der gesamten Monarchie, errichtete und elektrifizierte Lokalbahnen, baute Straßen sowie Tourismuseinrichtungen und begründete die elektr. Schiffahrt im Salzkammergut. Das Unternehmen war auch im Bauxit- und Kohlebergbau tätig und errichtete während des 1. Weltkriegs eine Aluminiumfabrik in Steeg. Zuletzt erwarb S. die Aktienmehrheit der Salzkammergut-Lokalbahn und die Wolfgang- und Atterseeschiffahrt (1923/24). Aufgrund seiner Verdienste um den Ausbau der Wasserkraft im Salzkammergut wurde Oberbaurat S. 1911 Dr. h. c. der TH Wien. Das Unternehmen befindet sich noch heute in Familienbesitz.

W.: Die Dampf-Tramway, 1882; Die Oekonomik der Localbahnen, 1882; etc.
L.: NFP, 23., 27., Tages-Post (Linz), 25., Steyrer Ztg., 27. 3. 1924; Elektrotechnik und Maschinenbau 42, 1924, S. 286 (m. B.); Wirtschaftsgeschichte des Landes OÖ, ed. V. Kotzina, 2, 1952, s. Reg. (m. B.); H. Zeinhofer, in: Oberösterreicher, ed. A. Zauner – H. Slapnicka, 2, 1982, S. 80ff. (m. B.); H. Marchetti, S. & Hafferl, 2003 (m. B. u. L.); O. Stengel, in: 100 Jahre ÖIAV, Landesver. OÖ, o. J., S. 220ff. (m. B.); Firmenarchiv S. & Hafferl, Gmunden, OÖ; TU, UA, beide Wien.
(H. Marchetti)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 226f.
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