Sternbach, Hermann (Hersch) (1880–1942), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Lehrer

Sternbach Hermann (Hersch), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Lehrer. Geb. Drohobycz, Galizien (Drohobyč, Ukraine), 20. 5. 1880; gest. Lemberg, Generalgouvernement (L’viv, Ukraine), wahrscheinl. 16. 8. 1942 (ermordet); mos. Sohn eines Viehhändlers, Vater von Ludwik S. (s. d.). Nach Besuch des Gymn. in seiner Heimatstadt stud. S. 1900–04 in Lemberg, Wien (1902–03) und Berlin Phil. und Literatur, kehrte danach als Dt.lehrer nach Galizien zurück und war bis 1928 Gymn.prof. in Sambor (Sambir), danach in Lwów (L’viv), wo er 1931–41 als Doz. an der Univ. wirkte. Neben seiner Lehrtätigkeit trat S. mit einem reichen schriftsteller. und fachpublizist. Œuvre hervor. Bereits früh begann er, Ged.smlgg. zu veröff.: „Dunkle Stunden“, 1904, „Ein Erntelied der Liebe und des Lebens“, 1906, „Sommerfeier“, 1918, und „Adam der Mensch“, 1925. Es sind neuromant.-impressionist., oft wehmutsvolle Ged., Weltanschauungs-, Liebes- und Naturlyrik. Seine beiden Prosawerke wurden durch den 1. Weltkrieg angeregt: Der Erzählbd. „Wenn die Schakale feiern. Skizzen aus der Russenzeit in Galizien“, 1917, thematisiert das Schicksal der jüd. Bevölkerung unter der russ. Okkupation in Galizien, insbes. ihre Verfolgungen durch die ukrain. Nachbarn und ihre Hoffnung auf die Dt. als „humane Erlöser“. Das dramat. Triptychon „Tag der Mütter“, 1929, zeigt die Greuel des Kriegs und die Heuchelei derjenigen, die ihn entfesselten. S. publ. auch literaturwiss. Untersuchungen und literar. Kritiken in dt.sprachigen und poln. Z., wie „Das literarische Echo“, „Deutsche Literaturzeitung“, „Die Literatur“, „Literarisches Zentralblatt“, „Wiadomości Literackie“, „Przegląd Humanistyczny“ etc. Er verf. die Einleitung zu einer Übers. von Novalis’ „Geistlichen Liedern“ ins Poln., 1933, sowie für die Z. „Germanoslavica“ den Aufsatz „Goethes Faust im polnischen Gewande“, 1937, und veröff. im selben Jahr in „Neofilolog“ den einfühlsamen Aufsatz „Stefan George. Ein Versuch“. In „Ostdeutsche Monatshefte für Kunst und Geistesleben“, 1926/27, erschien sein populärwiss. Aufsatz „Galizien und Galizier in der deutschen Literatur“. Daneben übers. er Elegien von Tibull und Properz sowie Ged. von Catull ins Dt. und gab auch didakt. Bearb. dt.sprachiger Dramen für den Schulgebrauch heraus. Nach der Besetzung Lwóws durch die Dt. 1941 wurde S. mit seiner Familie in das Ghetto eingewiesen, wo er – wie seine Frau – 1942 ermordet wurde.

W.: s. u. PSB.
L.: Brümmer; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 4, s. Reg.; PSB; Wininger; A. Kleczkowski, in: Zur Geschichte der Germanistik, Anglistik und Skandinavistik in Polen, 1996, S. 52; Dt. Geschichte im Osten Europas. Galizien, ed. I. Röskau-Rydel, 2. Aufl. 2002, S. 431; UA, Wien.
(M. Kłańska)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 231
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