Stiepan (Stipan), Oskar (1879–1938), Funktionär

Stiepan (Stipan) Oskar, Funktionär. Geb. Wien, 18. 2. 1879; gest. ebd., 6. 5. 1938 (Selbstmord); röm.-kath. Nach Besuch der Mittelschule und der Handelsakad. trat S. 1901 als Beamter in den 1898 gegr. Verband ländl. Genossenschaften in NÖ (VLG) ein. 1917 wurde er dessen Geschäftsführer, später Dir. bzw. Gen.dir. Er galt als treibende Kraft für den Aufbau der Lagerhausorganisation in der Ersten Republik und im „Ständestaat“ und war verantwortl. für die Roggenpreisstabilisierung 1933: Als Reaktion auf den starken Preisverfall nach einer sehr guten Roggenernte kaufte der VLG auf Anordnung von Bundeskanzler Dollfuß (s. d.) den gesamten ihm angebotenen Roggen zu einem Fixpreis auf, wodurch eine Ausweitung der Silokapazitäten erforderl. wurde. Ab 1934 wurden auch Weizen und Futtermittel in die VLG-„Einhandstelle“ mit einbezogen. S., der für seine Verdienste 1922 mit dem Ökonomierats- und 1926 mit dem KR-Titel ausgez. wurde, hatte im Wirtschaftsleben Österr. zahlreiche weitere wichtige Funktionen inne, so als Zensor der Oesterr. Nationalbank, Vizepräs. der Österr. Pflanzenschutz-Ges., Geschäftsführer des Allg. Verbands für das landwirtschaftl. Genossenschaftswesen und der Agroterra, Börsenrat der Börse für landwirtschaftl. Produkte, Mitgl. des Zollbeirats sowie der handelsstatist. Komm. im Min. für Handel und Verkehr. Wegen seiner NS-feindl. Haltung wurde S. im April 1938 seines Amts als Gen.dir. des VLG enthoben. Da er mit seiner Verhaftung rechnete, beging er kurz darauf Selbstmord.

L.: Jb. der Wr. Ges.; W. Werner, in: Raiffeisen in Österr., ed. E. Bruckmüller – W. Werner, 1998, S. 331 (m. B.); WStLA, Wien.
(E. Bruckmüller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 254
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>