Stifft, Andreas d. Ä. Frh. von (1787–1861), Politiker, Ökonom und Finanzfachmann

Stifft Andreas Frh. von d. Ä., Politiker, Ökonom und Finanzfachmann. Geb. Wien, 1787; gest. ebd., 25. 6. 1861. Sohn von Andreas Joseph Frh. v. S., Vater von Andreas Frh. v. S. d. J., Schwager von L. v. Sonnleithner (alle s. d.). – S., der zunächst im Bankgeschäft tätig war, erwarb 1832 Schloß und Gut Rosenau bei Zwettl, um sich der Landwirtschaft im großen Stil zu widmen. 1833–60 war er Ausschußmitgl. der k. k. Landwirtschaftsges., deren Interessen er jahrzehntelang aktiv vertrat und in deren Organ „Allgemeine Land- und Forstwirthschaftliche Zeitung“ er als anerkannter Fachmann für finanzielle und nationalökonom. Fragen Beitrr. zu diesen Themen veröff., die ihn als modern denkenden Ökonomen ausweisen. S. spielte im Vormärz im Reformflügel der nö. Stände eine nicht unbedeutende Rolle. So befürwortete er u. a. eine deutl. Aufwertung des Vierten Standes und zählte zu jenen, die die Verweigerung bürgerl. Rechte für die jüd. Minderheit nachdrückl. kritisierten. 1848 Mitgl. des Bürgerausschusses, stand S. jedoch als Altliberaler der Revolution, deren Beginn er im Nö. Landhaus miterlebt hatte, reserviert gegenüber. Im Juli 1848 wurde er als Unterstaatssekr. für Finanzen in das Kabinett Doblhoff-Wessenberg berufen. Unzufrieden mit der polit. Entwicklung, reichte er bereits im Dezember 1848 seinen Rücktritt ein, der allerdings erst im Juli des darauffolgenden Jahres angenommen wurde.

W.: Ein Wort für unsere israelit. Brüder, 1848; etc.
L.: Allg. Land- und Forstwirthschaftl. Ztg. 11, 1861, S. 629; Czeike; Wurzbach; W. Häusler, in: Jb. des Inst. für Dt. Geschichte 15, 1986, S. 238ff.; Die Protokolle des österr. Ministerrats 1848–67, 2/1, bearb. Th. Kletečka, 2002, s. Reg.
(W. Rosner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 256
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