Stingl, Anton (1825–1895), Klavierfabrikant

Stingl Anton, Klavierfabrikant. Geb. Königswart, Böhmen (Lázně Kynžvart, Tschechien), 15. 12. 1825; gest. Pitten (NÖ), 8. 8. 1895; röm.-kath. Vater von Ignaz d. J. (geb. Wien, 23. 4. 1861; gest. ebd., 5. 3. 1915; röm.-kath.), Wilhelm (geb. Wien, 22. oder 28. 5. 1864; gest. ebd., 11. 11. 1908; röm.-kath.) und Gustav S. (geb. Wien, 7. 6. 1868; gest. ebd., 27. 11. 1906; röm.-kath.). – S. soll ab ca. 1840 bei seinem Onkel, dem Klaviertischler Ignaz S. d. Ä. (gest. vermutl. Wien, vor 29. 4. 1880), in die Lehre gegangen sein und 1860 dessen Werkstätte übernommen haben. Er gründete Mitte der 1880er Jahre mit seinen Söhnen Wilhelm und Ignaz S. d. J. die Fa. Gebrüder S., die sich, vorwiegend auf die Herstellung von Pianinos spezialisiert, in den folgenden Jahren unter der Leitung der Brüder immer mehr ausweitete (auch Gustav S. war ab 1889 für einige Jahre Ges. der Fa.) und in der Branche einen hervorragenden Ruf erwarb. Die Produktionsstätte war zuerst in Wien 4, ab 1890 in Wien 10, nach der Liquidierung der Fa. J. B. Streicher wurde 1895 der „Streicherhof“ in Wien 3 übernommen und die Klavierfertigung dorthin verlegt. Während k. Rat Ignaz S. d. J., der auch als HK-Rat und Laienrichter des Handelsgerichts fungierte, als Repräsentant der Fa. nach außen hin auftrat, war Wilhelm S. v. a. für die Korpusanfertigung zuständig. 1900 wurde der Titel eines Hofpianoforte-Fabrikanten verliehen. Während die Jahresproduktion der Fa., die bestrebt war, billige, aber qualitativ hochwertige Klaviere für eine breitere Masse zu erzeugen, vor der Jh.wende rund 1.000 Stück betrug, wurde knapp vor dem 1. Weltkrieg mit 300 Arbeitern und einer Jahresproduktion von ca. 2.000 Stück die höchste Kapazität erreicht. Nach dem Tod von Ignaz S. d. J. und bedingt durch den Krieg, in dem der Klavierhandel zusammengebrochen war, übernahm die Zivnostenka Banka die Fa. und wandelte sie in eine GmbH und 1922 in eine AG um. Gustav S., der 1902–04 Wr. Gmd.rat war, hatte mit seiner Gattin die Fa. G. Stingl in Wien 7 gegr., die ausschließl. Handel mit Klavieren betrieb. Sein Sohn Gustav Ignaz S. (1900–1960) war gleichfalls in der Klavierbranche tätig.

L. (häufig Familien- bzw. Firmenartikel): NFP, 7. 3. 1915 (zu Ignaz S.); Czeike; oeml; Musikpädagog. Z. 15, 1925, H. 8, S. 20; R. Hopfner, Wr. Musikinstrumentenmacher 1766–1900, 1999; Pfarramt Pitten, NÖ; MA 35, WStLA, beide Wien.
(R. Hopfner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 266f.
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