Stohl, Michael (1814–1881), Maler und Lithograph

Stohl Michael, Maler und Lithograph. Geb. Wien, 19. 11. 1814; gest. ebd., 18. 3. 1881; röm.-kath. Bruder von Franz, Onkel von Heinrich (beide s. d.), Lukas (s. u. Heinrich S.) und Marie S. (s. u. Franz S.). – S. wohnte nach dem frühen Tod der Mutter ab Mitte der 20er Jahre bei seinem Bruder Franz, von dem er auch künstler. gefördert wurde. 1829–33 stud. er (mit Unterbrechungen) an der Wr. ABK bei Ludwig Ferdinand Schnorr v. Carolsfeld (s. d.) und war anschließend gem. mit seinem Bruder und J. Kriehuber (s. d.) als Lithograph tätig. 1840 für den Freund seines Bruders Jacob Nicolaus Craigher in Triest als Aquarellmaler beschäftigt, fand er bald in Johann Gf. Waldstein einen weiteren wichtigen Förderer. S. spezialisierte sich zunehmend auf die Bildnismalerei und porträtierte Mitgl. der Wr. Aristokratie (u. a. der Familien Liechtenstein, Lobkowitz, Schwarzenberg, Schönburg, Waldstein, Wimpffen). Daneben war er auch als Landschaftsmaler tätig; überliefert sind v. a. süditalien. Motive aus Sorrent, Amalfi und Pompeji (Aquarelle u. a. im Kupferstichkabinett der ABK und in der Albertina, beide Wien). 1842–48 lebte S. in Rom, wo er Mitgl. des dt.-röm. Künstlerver. wurde; sieben Porträts im sog. Dt. Künstlerbuch stammen von seiner Hand. In Rom machte S. die für seine weitere Laufbahn zukunftsweisende Bekanntschaft mit der russ. Großfürstin Maria Nicolajewna, in deren Auftrag er Aquarellkopien nach Gemälden der Renaissance anfertigte und die seine Berufung zum Hofmaler von Zar Nikolaus I. nach St. Petersburg unterstützte. Dort kopierte S. 1853–72 über 800 Gemälde alter Meister aus den großen Mus. Europas in Aquarell und legte damit ein „Miniaturkompendium“ der abendländ. Malerei an. S. zählt zwar nicht zu den innovativsten, aber auf dem Gebiet des Aquarells zu den techn. versiertesten Künstlern der österr. Malerei des 19. Jh. In seinen Porträts vermochte er – über das minutiös geschilderte äußere Erscheinungsbild hinausgehend – auch immer wieder sensible Charakterschilderungen zu implizieren (siehe v. a. die Porträts im Dt. Künstlerbuch in Rom).

L.: NFP, WZ, 20. 3. 1881; Thieme–Becker; Wurzbach; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/2, 1898; Versteigerungskat. des Nachlasses von M. S. …, 1926; Österr. Maler in Italien 1750–1950, Rom–Klagenfurt 1962, Nr. 34 (Kat.); Franz S. und seine Familie, ed. W. Soyka, 1970 (m. B., Ms., Dokumentation lebensgeschichtl. Aufzeichnungen, Inst. für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Univ. Wien); ders., L. und M. Vogelsang, 1970 (m. B., Ms., ebd.); Österr. Künstler und Rom vom Barock zur Secession, Rom–Wien 1972, S. 220f. (Kat.); H. Fuchs, Die österr. Bildnisminiatur von den Anfängen bis zur Gegenwart 2, 1982; Kunst des 19. Jh., bearb. C. Wöhrer, 2000; B. Schroedter, „… denn lebensgroß gezeichnet und vermessen stehst Du im Künstlerbuch“, Ruhpolding–Mainz 2008, s. Reg. (Kat.); ABK, Wien.
(C. Reiter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 301
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