Stolz, Josef (1811–1877), Psychiater

Stolz Josef, Psychiater. Geb. Matrei (Matrei am Brenner, Tirol), 4. 12. 1811; gest. Hall (Hall in Tirol, Tirol), 8. 2. 1877; röm.-kath. Sohn eines Schnitzers und Mesners, Bruder von Michael, Vater von Friedrich d. Ä. und Otto (alle s. d.), Großvater von Friedrich S. d. J. (s. u. Otto S.). – S. erhielt mit 14 Jahren eine Malerausbildung, besuchte aber auf eigenen Wunsch ab 1826 das Akadem. Gymn. in Innsbruck. Nach Absolv. der phil. Jgg. an der Univ. Innsbruck 1831–33 stud. S. ab 1833 Med. an der Univ. Wien, 1834–35 an der Univ. Padua; 1839 Dr. med. und Mag. obstet. in Wien. 1839–41 vervollkommnete er seine Ausbildung am chirurg. Operationsinst. in Wien. Außerdem ließ er sich von Rosas (s. d.) unterrichten und wohnte den tägl. Ordinationen an der Irrenanstalt in Wien bei; 1841 Dr. chir., Mag. ophthalm. Im selben Jahr übernahm S. die Stelle eines Hauswundarztes an der Irrenanstalt in Hall. Hier führte er bei seinen Operationen als erster in Tirol die Äthernarkose durch. Auf Stud.reisen durch Dtld., Belgien und Frankreich 1844 vertiefte er sein Wissen über die Infrastruktur von Irrenanstalten und deren Betreuungsmöglichkeiten. 1854 Dir. der Landesirrenanstalt Hall, gestaltete S. diese zu einer für ihre Zeit hochmodernen Einrichtung um. Insbes. lehnte er Zwangsmaßnahmen ab und galt als Anhänger des „Non restraint“-Systems. S.’ soziales Engagement zeigte sich in der unentgelt. Behandlung der Zöglinge des Taubstummeninst. und der Armen der Stadt Hall. Unermüdl. Einsatz leistete er auch in der Bekämpfung von Epidemien sowie 1859 bei der Behandlung kranker und verwundeter Soldaten. Ab 1873 suppl. er als Doz. für Psychiatrie an der Univ. Innsbruck, führte für seine Studenten klin. Demonstrationen an seiner Anstalt in Hall durch und war Examinator der Psychiatrie bei den Physikatsprüfungen. S. publ. zahlreiche Beitrr. in diversen Fachz. Hervorzuheben ist seine Arbeit „Bemerkungen über die tirolische Landes-Irrenanstalt in Hall“, 1869. S. war Mitgl. des Landessan.rats, ab 1845 k. M. der Ges. der Ärzte in Wien, ab 1869 k. M. des Ver. für Psychiatrie in Wien.

Weitere W.: s. u. Dr. J. S.; Kreuter; Wurzbach.
L.: Kreuter (m. W.); Wurzbach (m. W.); Bote für Tirol, 8. 2. 1878 (Extra-Beilage, m. W.), auch selbständig; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neubearb. Aufl. 2005 (s. u. Otto S. d. Ä.); Archiv des Psychiatr. Krankenhauses des Landes Tirol, Stadtpfarramt, beide Hall in Tirol, Dekanat-Pfarramt, Matrei am Brenner, alle Tirol; Mitt. Angela Grießenböck, Oliver Seifert, beide Hall in Tirol, Tirol.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 317f.
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