Storek, Heinrich (1862–1918), Fabrikant

Storek Heinrich, Fabrikant. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 5. 7. 1862; gest. ebd., 10. 11. 1918; röm.-kath. Sohn von Ignaz S. (s. u.), Vater von Edwin S. (s. d.). – S.s Vater, Ignaz S. (geb. Odranetz, Mähren / Odranec, Tschechien, 9. 3. 1822; gest. Brünn, 10. 3. 1889; evang., ab 1839 röm.-kath.), war, nachdem er als Betriebsleiter eines kleineren Hüttenwerks in Eichhorn (Veverská Bítýška) die erforderl. Kenntnisse erworben hatte, in den 1850er Jahren nach Brünn gekommen und hatte dort eine Eisengießerei gegr., die 1861 ins Firmenregister eingetragen wurde. Sie umfaßte bald eine Graugießerei, Gußputzerei und Modelltischlerei und zählte v. a. die Brünner Maschinenfabriken zu ihren Kunden. Während Ignaz S.s Sohn aus erster Ehe, der Chemiker Gustav S. (geb. 1861), als Apotheker nach Melbourne ging, absolv. Heinrich S., sein Sohn aus 2. Ehe, das Gymn. in seiner Heimatstadt, stud. an der Univ. Wien Pharmazie, 1883 Mag. pharm., und war dann zwei Jahre als Apotheker tätig. Danach trat er in den väterl. Betrieb ein, dessen Leitung er 1887 übernahm und den er i. d. F. sukzessive erweiterte. Ende der 1880er Jahre stellte er als einer der ersten in der österr.-ung. Monarchie einen Siemens-Martin-Ofen auf und begann mit der Stahlgußherstellung, 1898 nahm er die Erzeugung von Temperguß auf und gliederte 1906 eine mechan. Werkstatt an, 1910 entwickelte er sein kleines Labor zu einer gut eingerichteten chem. und physikal. Prüfanstalt. S. weitete seinen Kundenstock auf das Gebiet der gesamten Monarchie aus, die Zahl der Beschäftigten stieg von achtzehn auf über vierhundert. Auch eine Reihe von Erfindungen und Patenten geht auf S. zurück, etwa bezügl. Formsandmischungen, Gußlegierungen, der Sonderausführung eines Kupolofens und der Nachbehandlung von flüssigem Eisen und Stahl. Ferner war S. Vizepräs. der Fachgruppe der Tempergießereien Österr., Präs. des Mähr. Gewerbever., k. Rat und Mitgl. einschlägiger Ver. Wegweisend für die Fa. wurde seine auf Anregung Edwin S.s zustande gekommene Zusammenarbeit mit V. Kaplan (s. d.): Nachdem er diesen bereits 1909–10 bei der Einrichtung eines Versuchslaboratoriums an der dt. TH Brünn maßgebl. unterstützt hatte, begann er noch vor seinem Tod in seinem Werk die erste von Kaplan konstruierte Turbine herzustellen, sollte jedoch deren Inbetriebnahme im nö. Velm im Frühjahr 1919 nicht mehr erleben. Sein Werk wurde von seinen vier Söhnen fortgesetzt.

L.: Tagesbote aus Mähren und Schlesien, 11. (auch A.), Brünner Ztg., 12. 11. 1918; Brünner Heimatbll. 8, 1956, S. 143; Giesserei. Z. für das gesamte Giessereiwesen 43, 1956, S. 152; Eine Stadt als Vermächtnis. Das Buch vom dt. Brünn, 2. Aufl. 1959, S. 315f., 321f.; Lex. bedeutender Brünner Dt. 1800–2000, ed. E. Pillwein – H. Schneider, 2000, S. 184f.; M. Gschwandtner, Aurum ex aquis. V. Kaplan und die Entwicklung zur schnellen Wasserturbine, phil. Diss. Salzburg, 1–2, 2006, passim (m. B.); Techn. Mus., Wien. – Ignaz S.: Tagesbote aus Mähren und Schlesien, 11. 3. 1889; Lex. bedeutender Brünner Dt. 1800–2000, ed. E. Pillwein – H. Schneider, 2000, S. 184; M. Gschwandtner, Aurum ex aquis, phil. Diss. Salzburg, 1, S. 164ff. (m. B.).
(E. Lebensaft)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 328
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