Strache, Eduard (1847–1912), Politiker, Verleger und Journalist

Strache Eduard, Politiker, Verleger und Journalist. Geb. Rumburg, Böhmen (Rumburk, Tschechien), 13. 4. 1847; gest. Warnsdorf, Böhmen (Varnsdorf, Tschechien), 1. 7. 1912; röm.-kath., ab ca. 1872 altkath. Neffe von Franz Eduard, Cousin von Hugo (Julius) S. (beide s. d.). – S. besuchte die Volksschule in Rumburg und das Gymn. in Leitmeritz (Litoměřice), das er jedoch frühzeitig verließ. Nach kurzer Tätigkeit in einer Leitmeritzer Druckerei war er zunächst Buchhalter in der Buchhandlung von Heinrich Pfeifer mit angeschlossenem kleinen Verlag in Rumburg. 1872 wurde er Geschäftsführer, 1874 Eigentümer der Druckerei von Friedrich Pohl in Warnsdorf und übernahm die Hrsg.schaft der Ztg. „Abwehr“ (später mit dem Nebentitel „Politisches Lokal- und Provinzialblatt“), die er von einem Organ des Altkatholizismus zum führenden dt.liberalen Bl. in Nordböhmen ausbaute. 1881 eröffnete er den Verlag Ed. Strache, der hauptsächl. regional tätig war. Nach Gründung einer Filiale in Haida (Nový Bor) gab S. ab 1886 dort auch das „Haidaer Wochenblatt“ heraus. Polit. war S. v. a. lokal und regional tätig. 1883–1912 Mitgl. der Gmd.vertretung von Warnsdorf, war er 1895 Stadtrat, 1901–05 Bgm. Von 1885 bis zu seinem Tod war er zudem Mitgl., ab 1907 Obmann der Bez.vertretung Warnsdorf. Auch der HGK Reichenberg (Liberec) gehörte er über zwanzig Jahre bis 1912 an. Über das lokale Umfeld hinaus wurde S. 1884 bekannt, als er in einer Rede die Regierung Taaffe scharf angriff, worauf ein später eingestelltes Verfahren wegen Hochverrats eingeleitet wurde und S. vier Wochen in Untersuchungshaft verbrachte. 1885 in das Abg.haus gewählt, trat er bereits 1886 wieder zurück. In der dt.böhm. Politik war S. zunächst ein führender Vertreter der „schärferen Tonart“ und der sich daraus entwickelnden Nationalliberalen. Bei der Gründung der Dt. Fortschrittspartei 1896 wurde er in den leitenden Ausschuß gewählt und vertrat dieselbe 1897–1912 im böhm. LT. Nach S.s Tod übernahm sein Sohn Robert S. (geb. Warnsdorf, 7. 3. 1875; gest. ebd., 15. 1. 1943) die Fa. und gründete 1917 auch eine bis 1933 bestehende Niederlassung in Wien, die sich einen Namen als Kunstverlag und bei der Förderung junger Autoren machte.

L.: NFP, Österr. Volksztg., 2., Abwehr, 3., Haidaer Wochenbl., 6. 7. 1912; Hanzalová; Lišková; O. M. Fontana, Hundert Jahre Hauptverband der österr. Buchhändler …, 1960, S. 148f.; L. Höbelt, Kornblume und Kaiseradler, 1993, s. Reg.; M. G. Hall, Österr. Verlagsgeschichte 1918–1938, 1985, Bd. 1, S. 56f., Bd. 2, S. 384ff. (zu Robert S.); F. C. Heller, Die bunte Welt, 2008, S. 410.
(F. Adlgasser)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 337f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>