Stradner Alois, Geistlicher und Schriftsteller. Geb. St. Anna (St. Anna am Aigen, Stmk.), 19. 11. 1855; gest. Graz (Stmk.), 6. 7. 1922; röm.-kath. Bauernsohn, Bruder von Josef S. (s. d.). – S. besuchte das Fürstbischöfl. Knabenseminar in Graz und stud. 1874–78 Theol. an der Univ. Graz. Nach der Priesterweihe (1878) Kaplan in Trofaiach, danach in Leoben (St. Xaver) (1882–85), wurde er 1885 zum Hofkaplan und Ordinariatssekr. von Fürstbischof L. Schuster (s. d.) bestellt. Ab 1893 wirkte S. als Stadtpfarrer und Dechant von Leoben; 1914 Ehrendomherr. Als Seelsorger beschäftigte er sich vornehml. mit gesellschaftl. relevanten sozialen Fragestellungen und war auch auf dem Gebiet der Homiletik schriftsteller. tätig. Großen Einfluß auf S. hatte das Lebenswerk von Schlör (s. d.), dessen „Betrachtungen für Priester und Cleriker …“ er bearb. und neu hrsg. Bes. Popularität erlangte er durch seine wohldurchdachten, mit viel Humor vorgetragenen Ver.- und Kanzelreden. V. a. mit den Problemen der Arbeiter und Handwerker in der Stmk. intensiv konfrontiert, erwarb sich S. durch sein pastoral-soziales Wirken in seinem Dekanat große Verdienste. Er gründete in Leoben den ersten kath. Bergarbeiterver. Glückauf und war am Aufbau des Verbands der nichtpolit. Vereinigung kath. Arbeiter der Diözese Seckau, dessen erster Verbandspräs. er war, maßgebl. beteiligt. 1910 wurde er Ritter des Franz Joseph-Ordens.