Strakatý, Karel (1804–1868), Sänger und Schauspieler

Strakatý Karel, Sänger und Schauspieler. Geb. Blatna, Böhmen (Blatná, Tschechien), 2. 7. 1804; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 26. 4. 1868. Sohn eines Töpfers, Vater von Jan S. (s. d.). – S. erhielt seine erste Musikerziehung im Elternhaus. 1825–27 stud. er Jus an der Univ. Prag, schloß das Stud. aber nicht ab. Nachdem er schon 1824 an einem Wohltätigkeitskonzert in Prag mitgewirkt hatte, begann S. 1827 seine Bühnenlaufbahn am Prager Ständetheater, wo er als Kaspar in einer tschech.sprachigen Auff. von Webers „Der Freischütz“ debüt. Er wirkte an dieser Bühne bis zum Ende seiner Karriere 1857, gastierte dort aber noch bis 1862 wie auch am Interimstheater bis 1864. S.s Rollenfach waren seriöse Baßpartien, doch erlaubte ihm sein Stimmumfang auch Baritonrollen. Als Schauspieler lagen ihm liebenswürdige, gesetzte und biedere Charaktere weit mehr als leidenschaftl., tyrann. und intrigante Rollen. Zunächst hauptsächl. in tschech. Vorstellungen eingesetzt, wurde S. nach 1830 1. Bassist auch in den dt.sprachigen Auff. Sein Repertoire umfaßte rund 250 Opern- sowie 120, meist tschech., Schauspielrollen. Zu seinen wichtigsten Partien zählten u. a. die des Sarastro (Mozart, „Die Zauberflöte“), die des Don Giovanni sowie des Commendatore (ders., „Don Giovanni“) und die des Faust in Louis Spohrs gleichnamiger Oper. 1834 verkörperte S. den blinden Bettler Mareš in der Urauff. der Posse „Fidlovačka“ von František Škroup und Josef Kajetán Tyl und war damit der erste Interpret des Liedes „Kde domov můj“, der heutigen tschech. Nationalhymne. S. war auch ein ausgez. Oratorien- und Liedsänger.

Weitere Rollen: Zampa (L. Hérold, Zampa); Bertram (G. Meyerbeer, Robert der Teufel); Marcel (ders., Die Hugenotten); Jäger (K. Kreutzer, Das Nachtlager von Granada); Orovisto (V. Bellini, Norma); etc.
L.: Bohemia, 15., 26. 1. 1830; ČHS; Kutsch–Riemens, 4. Aufl. 2003; Ludvová (m. Rollenverzeichnis, L. u. B.); Otto; Wurzbach; Allg. Theater-Ztg. 23, 1830, S. 509, 533, 24, 1831, S. 133; Lumír 7, 1857, S. 1051; O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters 3, 1887, bes. S. 264f., 867; J. Plavec, F. Škroup, 1941, s. Reg.; Národní divadlo a jeho předchůdci, 1988 (m. B.); E. Hanslick, Sämtl. Schriften 1/1 (1844–48), ed. D. Strauss, 1993, s. Reg.
(A. Scherl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 345
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