Strakosch, Alexander (1840–1909), Rezitator, Schauspieler und Sprecherzieher

Strakosch Alexander, Rezitator, Schauspieler und Sprecherzieher. Geb. Sebeskellemes, Ungarn (Šarišské Lúky, Slowakei), 3. 12. 1840; gest. Berlin, Dt. Reich (Dtld.), 17. 9. 1909; mos. Sohn des Kaufmanns Hermann (gest. Wien, 17. 1. 1878), Neffe von Salomon, Cousin von Jonas, Mori(t)z (Maurice) und Simon S., Schwiegervater von A. Lindner (alle s. d.). – S. war wegen seines außerordentl. Gedächtnisses ursprüngl. zum Prediger bestimmt. Ab 1856 besuchte er das Akadem. Gymn. in Wien, mußte die Ausbildung jedoch aus Erwerbsgründen abbrechen und wurde Buchhalter. Daneben nahm er Schauspielunterricht bei Findeisen, später bei A. v. Sonnenthal (beide s. d.) und debüt. 1862 in Reichenberg (Liberec). Es folgten Engagements in Troppau (Opava), Pest (Budapest) (1863) und am Hoftheater Hannover (1865), wo er wegen seiner kleinen Gestalt jedoch wenig eingesetzt wurde. 1866 ging S. nach Paris, ließ sich bei Mitgl. der Comédie française ausbilden und gab mit Erfolg Rezitationsabende dt. und französ. Klassiker, wobei er erstmals Gesten in der Rezitation einsetzte. 1868 engag. ihn H. Laube (s. d.) an das Leipziger Stadttheater zum Rollenstud. mit den Ensemblemitgl. in der für ihn geschaffenen Stellung eines Vortragsmeisters. 1872 folgte er Laube in derselben Funktion an das neu erbaute Wr. Stadttheater, wo er auch Regie führte. Daneben unterrichtete S. dramat. Darstellung, Deklamation und mündl. Vortrag am KdM. Einheitlichkeit und Präzision seiner Rollengestaltung verschafften S. in Wien ungeheure Popularität. 1880–86 unternahm er Rezitationsreisen durch Europa, 1887–88 auch in die USA, und gab danach wiederholt Vortragsabende bei Hof. 1888–90 war S. Prof. an der Akad. der Tonkunst in München (nicht nachweisbar), danach Sprecherzieher am Wr. Burgtheater, für das er ab 1893 auf der Suche nach Talenten auch Dtld. bereiste. 1899–1904 Vortragsmeister am Dt. Volkstheater, übersiedelte S. 1905 nach Berlin, wo er 1906–09 am Dt. Theater und an der Schauspielschule M. Reinhardts (s. d.) tätig war.

L.: Österr. Musik- und Theaterztg., 15. 3. 1889 (m. B.); NFP, 17., 18., 20., Die Zeit, 18. 9. 1909; Biograph. Jb. 14, 1912, Sp. 93f. (m. L.); Eisenberg 1; Eisenberg, Bühne; Kosch, Theaterlex.; Kosel 1; Wer ist’s?, 1909; Wininger; Wurzbach; Dt. Zeitgenossenlex., 1905; Bühne und Welt 12, 1909, S. 44ff. (m. B.); Dr. Bloch´s Oesterr. WS 26, 1909, S. 661f.; Neuer Theater-Almanach 21, 1910, S. 175ff. (m. B.); F. Salten, Gestalten und Erscheinungen, 1913, S. 238ff.; R. Lach, Geschichte der Staatsakad. und Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, 1927, s. Reg.; M.-Th. Arnbom, Friedmann, Gutmann, Lieben, Mandl und S., 2. Aufl. 2003, s. Reg. (m. B.); A. S. Dramat. Vorträge in Amerika 1887–88, o. J.; Prof. A. S., o. J.; HHStA, IKG, beide Wien; Jüd. Gmd. zu Berlin, Berlin, Dtld.
(E. Großegger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 345f.
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