Strakosch, Salomon (1795–1867), Fabrikant

Strakosch Salomon, Fabrikant. Geb. Butschowitz, Mähren (Bučovice, Tschechien), 19. 11. 1795; gest. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 21. 8. 1867; mos. Aus einer bis in die Mitte des 18. Jh. in Butschowitz nachweisbaren jüd. Familie stammend, Bruder von Markus S. (geb. 1797), der 1822 in die Schönfärberzunft aufgenommen wurde und in Butschowitz als Meister tätig war, Vater von Jonas und Simon, Onkel von Alexander und Mori(t)z (Maurice) (alle s. d.) sowie von Ferdinand und Max S. (beide s. u. Mori[t]z S.), Großvater von Julius, Felix, Ludwig und Sir Henry S. sowie von Siegfried S. v. Feldringen, Urgroßvater von Georg S. v. Feldringen (alle s. d.). – S. erlernte das Tuchmachergewerbe und brachte es zum angesehenen Tuchmachermeister in der Zeugmacher- und Weberzunft seines Heimatorts. Er war für die hohe Qualität seiner bereits auf modernen Jacquardstühlen hergestellten Ware bekannt, wurde quantitativ jedoch durch die restriktive Zunftordnung eingeschränkt, sodaß er beim mähr.-schles. Gubernium um eine Landesfabriksbefugnis ansuchte, die er 1845 erhielt und die ihm die Ausweitung der Produktion v. a. durch die Aufnahme einer beliebigen Anzahl von Arbeitern ermöglichte. Mit seinen Söhnen Jonas und Isidor S. als Ges. bzw. stillem Ges. gründete S. im selben Jahr die Schafwollwarenfabrik Salomon S. & Sohn, die sich so gut entwickelte, daß die Verlegung des größeren Teils der Produktion nach Brünn mögl. wurde. Gem. mit Jonas S. erhielt S. 1850 ein Privileg auf die Erfindung einer neuen Art von geflammten Streichgarnen. Die Erzeugnisse der Fa. wurden nach Dtld. und den USA exportiert und bei verschiedenen Ind.ausst. ausgez., etwa 1850 auf der Leipziger und 1854 auf der Münchner Messe. Um sich von Lieferanten unabhängig zu machen, erwarb S. 1855 auch eine Spinnfabrik in Schlapanitz (Šlapanice). In diesem Jahr schied Jonas jedoch aus der Fa. aus und gründete mit fünf seiner Brüder aus der ersten Ehe des Vaters ein neues Unternehmen, die Tuchfabrik Brüder S. in Brünn, während S.s Söhne aus zweiter Ehe, Simon und später auch Nathan S., in die Fa. des Vaters eintraten, die nach S.s Tod in Sal. S. Söhne umbenannt wurde.

L.: Brünner Ztg., 24. 8. 1867; Großind. Österr. I/4, S. 140; H. Heller, Unsere HGK. Biograph.-statist. Lex., 1894; S. Mayer, Die Wr. Juden, 2. Aufl. 1918, S. 435; J. Baxa, 1867–1967. Hundert Jahre Hohenauer Zuckerfabrik der Brüder S., 1967, passim (m. B.); M.-Th. Arnbom, Friedmann, Gutmann, Lieben, Mandl und S., 2. Aufl. 2003, s. Reg.; Materialiensmlg. ÖBL, Wien.
(J. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 350
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