Straus(s), Leo(pold) (1897–1944), Kabarettist, Dramaturg und Schriftsteller

Straus(s) Leo(pold), Kabarettist, Dramaturg und Schriftsteller. Geb. Teplitz-Schönau, Böhmen (Teplice, Tschechien), 21. 1. 1897; gest. KZ Auschwitz, Dt. Reich (Polen), vermutl. 28. 10. 1944 (ermordet); mos. Sohn des Operettenkomponisten Oscar S. (geb. Wien, 6. 3. 1870; gest. Bad Ischl, OÖ, 11. 1. 1954) und der Violinistin Helene S., geb. Neumann, Künstlername Nelly Irmen (geb. Wien, 15. 5. 1872), Halbbruder des Pianisten und Komponisten Erwin S. (geb. Wien, 5. 4. 1910; gest. München, BRD, Dtld., 28. 12. 1966), Großneffe von Alfred Stern (s. d.), ab 1922 verehel. mit seiner Cousine Myra (S.-)Gruhenberg (s. u.). – Nach der Matura stud. S. ab 1915 an der Univ. Wien Jus; 1920 Dr. jur. Ab 1918 in verschiedenen Funktionen im Bank- und Ind.bereich tätig, war S. in den späten 1920er Jahren administrativer Dir. und Dramaturg der Wr. Kammerspiele und 1929–31 Dramaturg bzw. stellv. Dir. am Neuen Wr. Schauspielhaus. Er schrieb den Text zur Revue „Rutschbahn“ (1929), war Coautor von „Für dich, Papa“ und „Der tanzende Shylock – Revue um jeden Preis“ (Musik Erwin S., Auff. 1932) und soll unter zahlreichen Ps. publ. haben, auch unter dem Namen seiner Frau. 1942 wurde S. gem. mit Myra (S.-)Gruhenberg in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er im Rahmen der sog. „Freizeitgestaltung“ Kabarettabende arrangierte und an Kurt Gerrons Kabarett „Karussell“ mitwirkte. Neben Sketches u. a. Texten für das Kabarett („Als ob“, „Drunt im Prater ist ein Platzerl“, „Theresienstädter Fragen“, „Theresienstädter Währung“, „Karussell“, „Der Song vom Soll und Haben“ etc.) schrieb S. auch Ged. 1944 wurde er gem. mit seiner Frau nach Auschwitz deportiert. Myra (S.-)Gruhenberg, geb. Grünberg (geb. Wien, 14. 7. 1900; gest. KZ Auschwitz, 1944, ermordet; mos.), über deren Jugend und Werdegang nichts bekannt ist, publ. ab 1933 Kurzgeschichten in Wr. Z. und Ztg. sowie im „Prager Tagblatt“, an denen auch S. mitgearbeitet haben soll. Hinzu kamen Hörspiele, die im Kopenhagener Rundfunk gesendet wurden, der Einakter „Grüße von Herrn Jourdain“ (Musik Egon Goldberg, Auff. in Amsterdam) und die an verschiedenen Prager Bühnen gespielten Stücke „Da muß man Schluß machen“ und „Darf ich um Ihr Bargeld bitten“, wobei offenbleibt, ob diese Texte von ihr oder von S. stammen. In Theresienstadt leitete sie Blockveranstaltungen der „Freizeitgestaltung“ und trat ebenfalls im Kabarett auf.

L. (meist auch für seine Frau): Hdb. jüd. AutorInnen; Kosch, Theaterlex.; Und die Musik spielt dazu. Chansons und Satiren aus dem KZ Theresienstadt, ed. U. Migdal, 1986, passim; J. Taussig, in: Theresienstädter Stud. und Dokumente, ed. M. Kárný u. a., 1994, S. 214ff.; E. Makarova u. a., Univ. Over The Abyss, 2000, S. 453 (m. Karikatur); R. Müller, in: Zwischenwelt 20, 2003, Nr. 1, S. 11ff. (m. B.); Spuren und Überbleibsel, ed. E. Früh, 52, 2003 (für Myra [S.-]Gruhenberg, m. W.); Ph. Manes, Als ob’s ein Leben wär, ed. B. Barkow – K. Leist, 2005, s. Reg.; K. Weniger, Zwischen Bühne und Baracke. Lex. der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933–45, 2008, S. 416; IKG, UA, beide Wien.
(E. Offenthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 373
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