Strauß (Strauss), Henriette (Jetty); geb. Chalupetzky; verehel. Strauß; auch Henriette Schwan, Henrietta de Thacher auch Henriette (Jetty) Treffz (Trefftz) (1818–1878), Sängerin

Strauß (Strauss) Henriette (Jetty), geb. Chalupetzky, Künstlername Treffz, Sängerin. Geb. Josefstadt, NÖ (Wien), 1. 7. 1818; gest. Hietzing, NÖ (Wien), 8. 4. 1878; evang. AB, dann röm.-kath. Enkelin von Margarethe Schwan, der Jugendliebe Schillers, Tochter des Juweliers Josef Chalupetzky und der Henriette Wilhelmine Treffz, Schwiegertochter von Johann S. (Vater) (s. d.), ab 1844 Lebensgefährtin des Bankiers und Großindustriellen Moritz Todesco, der die gem. Kinder adoptierte (eine weitere Tochter wurde 1853 von P. Cav. v. Galvagni, s. d., möglicherweise deren leibl. Vater, adoptiert), ab 1862 verehel. mit Johann S. (Sohn) (s. d.), für den sie Todesco und ihre Kinder verließ, Schwägerin von Eduard und Josef S. (beide s. d.). – S., deren musikal. Begabung von Fürst Józef Poniatowski, einem Liebhaberkomponisten, entdeckt worden sein soll, erhielt ihre Gesangsausbildung bei Giovanni Gentiluomo in Wien. Ihr erstes Engagement band sie 1837/38 an das Hofoperntheater, ohne daß sie jedoch zum Einsatz gelangte. 1838 debüt. sie an der Dresdner Hofoper als Giulietta in Vincenzo Bellinis „I Capuleti ed i Montecchi“ an der Seite von W. Schröder (s. d.). Bei ihr sowie bei Francesco Morlacchi vervollkommnete S. ihre Ausbildung in Schauspiel bzw. Gesang. Anläßl. ihres Auftretens in den Leipziger Gewandhauskonzerten 1839 soll Felix Mendelssohn Bartholdy sie als beste dt. Liedsängerin bezeichnet und das Lied „Es ist bestimmt in Gottes Rath“ für sie komponiert haben. 1839/40 wirkte S. am Stadttheater Brünn, 1841–44 an der Wr. Hofoper und 1844 am Theater in der Josefstadt. Als dessen Dir. F. Pokorny (s. d.) 1845 auch Dir. des Theaters an der Wien wurde, wechselte sie an diese Bühne und sang in der Eröffnungsvorstellung des renovierten Theaters in der Wr. Erstauff. von Friedrich v. Flotows „Alessandro Stradella“ die Partie der Leonore. 1846 verkörperte sie beim Sensationsgastspiel von Jenny Lind die Adalgisa in Bellinis „Norma“. Auf dem Höhepunkt ihres Ruhms stehend, zog S. sich wenig später von der Opernbühne zurück und trat nur noch in Konzerten auf. Während einer ausgedehnten Englandtournee sang sie 1849 in London mit großem Erfolg vor Kgn. Victoria sowie in den Konzerten der Royal Philharmonic Society und den von Louis Jullien geleiteten Promenadenkonzerten und gastierte auch in Birmingham. Bis in die zweite Hälfte der 1850er Jahre trat sie noch mehrmals in England und Dtld. als Konzert- und Liedsängerin auf. 1863 sang sie im Zuge eines Gastspiels von Johann S. (Sohn) in Pawlowsk (Sankt-Peterburg) bei einem Hofkonzert in Zarskoje Selo (Puschkin) vor Zar Alexander II., wofür ihr Mann das Lied „Dolci pianti“ geschrieben hatte. 1867 trat sie an seiner Seite ein letztes Mal in London auf. Als Opernsängerin reüssierte S. v. a. in Werken Michael William Balfes, während sie im italien., französ. und dt. Repertoire meist zweite Partien verkörperte. Als Liedsängerin war sie insbes. mit Kompositionen von Franz Abt, Friedrich Wilhelm Kücken u. a. erfolgreich. S.’ musikhist. Verdienst liegt darin, ihren Mann zum Wechsel ins Operettenfach bewogen zu haben.

L. (meist unter Treffz): NFP, 9. (A.), 10. 4. 1878 (Parte); ADB; Czeike; Eisenberg, Bühne; Kutsch–Riemens, 4. Aufl. 2003; oeml; Wurzbach; A cyclopaedia of female biography, ed. H. G. Adams, 1857; K. Glossy, Theatergeschichtl. Ausst. der Stadt Wien 1892, Wien 1892, S. 139 (Kat., m. B.); L. Eisenberg, Johann S., 1894, passim; Alt-Wien 8, 1899, S. 117f.; H. Jäger-Sunstenau, Johann S. …, 1965, s. Reg. (auch unter Chalupetzky); F. Mailer, Johann S. (Sohn). Leben und Werk in Briefen und Dokumenten 1–3, 1983–90, s. Reg.; M. Prawy, Johann S., 2. Aufl. 1991, s. Reg. (m. B.); Th. Leitner, Fürstin, Dame, Armes Weib, 1991, S. 11ff. (m. B.); R. Wagner, Heimat bist du großer Töchter, 1996, S. 63ff. (m. B.).
(Th. Aigner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 376f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>