Strausz, Adolf (1853–1944), Ethnograph, Schriftsteller und Journalist

Strausz Adolf, Ethnograph, Schriftsteller und Journalist. Geb. Czecze (Cece, Ungarn), 15. 5. 1853; gest. Budapest (Ungarn), 1. 3. 1944; mos. Nach dem Gymn.besuch in Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) stud. S. an der Univ. Pest Jus sowie 1875 in Wien klass. Philol. Im selben Jahr wurde er in die ung. Landwehr einberufen, 1877–78 absolv. er die Ludovika-Akad. in Budapest, 1879 Lt. der Res. 1886 schied er aus der Armee aus. Bereits 1878 hatte S. als Kriegskorrespondent an der Okkupation von Bosnien-Herzegowina teilgenommen, kehrte später mehrmals in die Region zurück und berichtete darüber in verschiedenen Ztg., u. a. in der „Neue Freie Presse“ und „Pesti Napló“. I. d. F. bereiste er im Auftrag der ung. Regierung wiederholt den Balkan. Ab 1892 unterrichtete S. Ethnographie und Handelsgeographie an der neugegr. Oriental. Handelsakad., ab 1921 Wirtschaftsuniv., in Budapest; 1925 i. R. S. war u. a. 1886 Mitbegründer und Red. der französ.sprachigen polit. Z. „Revue de l’Orient“ und ab 1898 Hrsg. der ethnograph. MS „Die Donauländer“. Nachdem 1886 seine erste Publ. zu Bulgarien, „Bulgarische Industrie“, erschienen war, veröff. er i. d. F. die erste zusammenfassende Darstellung über Volksglauben und Volksbräuche in Bulgarien, „Bolgár néphit“ (1897), sowie die Smlg. „Bulgarische Volksdichtungen“ (ung. 1892, dt. 1895). Es folgten eine bulgar. Grammatik (gem. mit Imre Dugovich, ung. 1893, dt. 1895) und „Die Bulgaren. Ethnographische Studien“ (ung. 1897, dt. 1898). S. pflegte enge Kontakte zu mehreren Außenmin., u. a. dem bulgar. sowie dem österr.-ung., für dessen Literar. Büro er arbeitete (1900–14). Für das japan. Außenmin. verf. er 1904–11 Berr. über den Balkan und das Osman. Reich. 1880 wurde S. Mitgl. der Kisfaludy-Ges. und 1889 Gründungsmitgl. der ung. Ges. für Volkskde. (Magyar Néprajzi Társaság). S. beteiligte sich aktiv am jüd. Gmd.leben, engagierte sich nach dem 1. Weltkrieg für den Zionismus und wurde Ehrenpräs. der 1903 gegr. ung. zionist. Bewegung. Im Auftrag der Zionist. Weltorganisation unternahm er 1922 eine Reise nach Palästina. S., der nach eigenen Angaben 30 Bücher und 6.000 Artikel verf., starb wenige Tage vor dem Beginn der Judenverfolgungen in Ungarn.

Weitere W. (auch s. u. M. Zsidó Lex.; Szinnyei; Wininger): Bosnien, Land und Leute, 2 Bde., 1882–84; Bosznia és Hercegovina, 1885; A Balkán félsziget, 1888; Voyage au Montenegro, 1889; Az új Balkán-félsziget és a török birodalom, 1913; Das Osman. Reich, 1917; Großbulgarien, 1917; etc.
L.: Pester Lloyd, 3. 3. 1944; Das geistige Ungarn; Hdb. jüd. AutorInnen; Jüd. Lex.; M. Életr. Lex.; M. Zsidó Lex.; Szinnyei; Universal Jew. Enc.; Wininger; Magyar Néprajzi Lex. 4, 1981 (m. B.); G. Schubert, in: Bulgarian Historical Review 14, 1986, S. 64ff.; E. Feuerstein, Egy marék virág 3, 1989, S. 70ff.; Magyar Utazók Lex., 1993; P. Róbert, in: Múlt és Jövő 6, 1995, S. 98ff.; T. Senga, in: Századok 133, 1999, S. 1011ff.; P. Haber, Die Anfänge des Zionismus in Ungarn (1897–1904), 2001, S. 109ff.; Új Magyar Életrajzi lex. 5, 2004; HHStA, UA, beide Wien.
(I. Fazekas)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 384
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