Strindberg, Frida; geb. Uhl Ps. Marie Eve (1872–1943), Journalistin und Schriftstellerin

Strindberg Frida, geb. Uhl, Ps. Marie Eve, Journalistin und Schriftstellerin. Geb. Mondsee (OÖ), 4. 4. 1872; gest. Salzburg (Sbg.), 28. 6. 1943.— Tochter des Journalisten und Schriftstellers Friedrich Uhl (1825–1906), 1893–97 Ehefrau August Strindbergs, Schwester der Journalistin und Schriftstellerin Marie Weyr (geb. Wien, 8. 9. 1864; gest. ebd., 19. 4. 1903), Schwägerin des Bildhauers Rudolf v. Weyr (1847–1914). S. wuchs als Tochter wohlhabender, aber in Trennung lebender Eltern in der väterl. Sommervilla in Mondsee auf. Ihre schul. Ausbildung erfolgte in Klosterschulen, u. a. in London und Paris. 1891 begann S.s Tätigkeit als Literaturkritikerin für die „Wiener Zeitung“, deren Chefred. ihr Vater war; bis 1900 lieferte sie mehr als 70 Feuilletons, die sich hauptsächl. der französ. und engl. Literatur widmeten. Im Jänner 1893 lernte sie in Berlin Strindberg kennen, den sie wenig später auf Helgoland heiratete. Nach Kurzaufenthalten in London, Mondsee und Berlin zog sich das Ehepaar im November 1893 aus finanziellen Gründen nach OÖ auf den Gutshof von S.s Großeltern in Saxen zurück. Bald nach der Geburt ihrer Tochter Kerstin (1894–1956) strebte S. – gegen den Willen ihres Gatten – wieder in ihre berufl. Tätigkeit zurück, was gem. mit anderen Unstimmigkeiten im Herbst 1894 zur Trennung führte; 1897 wurde die Ehe von einem österr. Gericht für ungültig erklärt. Aus einer kurzen Liaison S.s mit dem Dramatiker Frank Wedekind stammte der Sohn Friedrich S. (1897–1978). Als ihr Vater 1900 aus der Red. der „Wiener Zeitung“ ausschied, beendete S. ihre journalist. Tätigkeit. Sie übers. i. d. F. mehrere Werke Oscar Wildes für die erste dt. Gesamtausg. und engagierte sich wiederholt für in Not geratene Schriftsteller wie Peter Altenberg (s. Engländer R.). Nach dem Tod ihres Vaters konnte S. über eine reiche Erbschaft verfügen. Als 1908 ihr unkonventionelles Privatleben zum Thema der Klatschspalten wurde, flüchtete sie nach London. Dort gründete sie 1912 im Vergnügungsviertel Soho das erste Kabarett Londons, „The Cave of the Golden Calf“, in dem James Joyce und Ezra Pound verkehrten. Im Winter 1914/15 übersiedelte S. nach New York, wo sie ihren Lebensunterhalt mit Vortragsreisen über Strindberg und mit Filmdrehbüchern (z. B. „The Golden Shower“, 1919) verdiente. 1924 kehrte sie nach Mondsee zurück und schrieb ein Erinnerungsbuch über ihre Ehe mit Strindberg.

W.: S. och hans andra hustru, 2 Bde., 1933–34, dt. Ausg.: Lieb, Leid und Zeit. Eine unvergeßl. Ehe, 1936 (m. B.); „Wenn nein, nein!“ A. Strindberg und F. Uhl: Briefwechsel 1893–1902, ed. und übers. F. Buchmayr, 1993; etc.
L.: H. Gerstinger, Österreich „Holdes Märchen und böser Traum“. August S.s Ehe mit F. Uhl, 1987 (m. B.); Die andere Welt – August S. in OÖ, Linz 1993, passim (Kat.); F. Buchmayr, in: Elisabethbühne Magazin, 1995, Nr. 94, S. 18ff. (m. B.); M. Strauss, Cruel Banquet. The Life and Loves of F. S., 2000; H. Kratzer, Die unschickl. Töchter. Frauenporträts der Wr. Moderne, 2003, S. 107ff. (m. B.); biografiA (m. B., nur Internet, Zugriff 23. 11. 2009); F. Buchmayr, F. S. – Ein Porträt in eigenen Texten, voraussichtl. Erscheinungstermin 2011; Mitt. Georg Wacha, Linz, OÖ.
(F. Buchmayr)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 404f.
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