Strobach, Antonín (1814–1856), Jurist und Politiker

Strobach Antonín, Jurist und Politiker. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 3. 7. 1814; gest. ebd., 22. 11. 1856. Sohn eines Müllers und Bäckers, Vater von Zdeněk S. (s. u.). – S. absolv. das Akadem. Gymn. in Prag und stud. ab 1834 Jus an der Prager Univ.; 1841 Dr. jur. Ab 1838 war er als Praktikant in der Kanzlei des Advokaten Josef Frič und beim Prager Kriminalgericht, ab 1839 als Konzeptspraktikant beim Fiskalamt und ab 1842 beim böhm. Landrecht beschäftigt. 1848 Appellationsgerichtsrat, 1849–53 OLGR, ab 1850 Präs. des Geschworenengerichts in Prag, wurde er unter dem Vorwand der Nichtahndung einer Majestätsbeleidigung entlassen und praktizierte dann als Rechtsanwalt in Prag. Seit den 1830er Jahren engagierte sich S. gem. mit K. S. Amerling, Mácha und F. L. Frh. v. Rieger (alle s. d.) aktiv in der tschech. Nationalbewegung. Gem. mit letzterem und Alois Pravoslav Trojan leitete er die tschech. Minderheit im Ver. für Ermunterung des Gewerbegeists in Böhmen und trat für die Gründung einer tschech. Gewerbeschule sowie eines tschech. Theaters ein. Daneben war S. Mitbegründer der Prager Bürgerressource (1846), Mitgl. des Verwaltungsausschusses des böhm. Mus. (1850–53) sowie Mitarb. tschech. Z. im Vor- und Nachmärz („Wčela“, „Květy“, „Časopis Českého Musea“). Er red. auch die tschech. Ausg. des ABGB und lieferte Beitrr. zur tschech. Fachterminol. des Müllerhandwerks. 1846–47 war er Berater der böhm. ständ. LT-Opposition in staatsrechtl. Fragen. Ab März 1848 gehörte er dem Prager Nationalausschuß an und war Hptm. der Nationalgarde. Im April zum Prager Bgm. gewählt, legte er schon im Mai sein Amt zurück und wurde im Juli 1848 Abg. des österr. Reichstags. Er fungierte in Wien und in Kremsier (Kroměříž) als Reichstagspräs. und war Mitgl. des Verfassungsauschusses sowie Obmann des slaw. Klubs. Polit. gehörte S. dem gemäßigten nationalliberalen tschech. Flügel an und wurde deshalb auch von den Vertretern der Dt.böhmen geschätzt. Sein Sohn Zdeněk S. (geb. Prag, 13. 4. 1850; gest. ebd., 21. 1. 1910) stud. Jus in Prag. 1874 Dr. jur, praktizierte er ab 1883 dort als Landesadvokat und war 1885–95 Abg. zum böhm. LT sowie 1887–89 im Landesausschuß. Zdeněk S. hatte führende Positionen bei verschiedenen Ztg.verlagen inne, etwa im Konsortium der Ztg. „Politik“. Außerdem war er Dion.mitgl. der Hypobank für das Kg.reich Böhmen.

Weitere W.: s. u. Wurzbach. – Nachlaß: Literární archiv Památníku národního písemnictví, Praha, Tschechien.
L.: Tribuna, 21. 11. 1926; Národní Politika, 22. 11. 1936, 9., 10. 4., 16. 6., 6. 8., 4. 9. 1940, 3. 6. 1944; Lidová demokracie, 27. 11. 1946; Masaryk; Otto; Wurzbach; Reichstags-Gallerie. Geschriebene Portraits der hervorragendsten Deputirten des ersten österr. Reichstages, 1848, H. 2, S. 33f.; J. R. M. Přecechěl, Čechoslovanští výtěčníci, 1863, S. 97f.; Světozor 8, 1869, S. 277ff. (m. B.); J. Strakatý, A. S., 1906 (m. B.); K. Kazbunda, České hnutí roku 1848, 1929, s. Reg.; O. Urban, Die tschech. Ges. 1848–1918, 1–2, 1994, s. Reg.; ders., Kroměřížský sněm 1848–49, 1998, s. Reg. (m. B.). – Zdeněk S.: Lišková; Otto.
(L. Velek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 410
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