Stroński, Franciszek Dionizij Kaspar von (1803–1865), Philosoph und Bibliothekar

Stroński Franciszek Dionizij Kaspar von, Philosoph und Bibliothekar. Geb. Pieniaki, Galizien (Penjaky, Ukraine), 1. 1. 1803; gest. Krakau, Galizien (Kraków, Polen), 13. 4. 1865. Aus adeliger Familie stammend. – Nach Absolv. des Gymn. in Brzeżany (Berežany) 1819 begann S. im selben Jahr ein Stud. an der phil. Fak. der Univ. Lemberg; 1825 Dr. phil. und Adjunkt, ab Februar 1826 Supplent. 1827–30 hielt er Vorlesungen über Moralphil. und Geschichte der Phil., 1829 wurde er Sekr. der Rektoratskanzlei der Univ. Lemberg und 1831 Prof. für Phil. an der phil. Lehranstalt in Görz (Gorizia). Diese Stelle trat er jedoch erst 1832 an, da er bis dahin Vorlesungen an der Univ. Lemberg suppl. Im Juni 1834 kehrte er an die Univ. Lemberg zurück und hielt dort als Prof. für theoret. und prakt. Phil. sowie für Phil.geschichte bis 1837 Vorlesungen. Er erarbeitete auch ein Lehrbuch für Phil., dessen Ms. jedoch 1848 verbrannte. 1835, 1842 und 1848 war S. Dekan der phil. Fak. und 1847–48 Dir. des Lehrgangs für Phil. Bereits 1836 wurde er zum stellv. Dir. der numismat. Smlg. (bis 1847) sowie zum Dir. der Univ.bibl. bestellt und machte sich um die Neuordnung der Bestände und der Kat. verdient. Während der Revolution 1848 war S. kurzzeitig Kmdt. der Akadem. Legion und Mitüberbringer einer Petition an den Statthalter F. Ser. Gf. v. Stadion-Warthausen (s. d.), in der die Wiedereinführung des Poln. in Schulen und Behörden gefordert wurde. Als die Univ.bibl. im November bei der Bombardierung der Stadt in Flammen aufging, verlor S. seinen gesamten Besitz, darunter die Mss. seiner Arbeiten. In den Folgejahren konnte er die aus dem Feuer geretteten Bestände der Univ.bibl. wieder öff. zugängl. machen. Auch im galiz. Schulwesen engagiert, gab er 1848 ein Geographielehrbuch für Gymn. heraus, wurde 1850 Schulrat, Mitgl. der Prüfungskomm. für Gymn.lehrer und war 1850–56 Mitgl. der phil. Staatsprüfungskomm. 1859 wurde er zum Dir. der Jagiellonenbibl. in Krakau ernannt, womit eine Professur für Bibliographie an der Univ. verbunden war, die er bis 1865 innehatte. S., der sich als Bibliothekar großer Anerkennung erfreute, konnte die Bibl. finanziell absichern und das Personal aufstocken; ferner entwarf er die Pläne für die Renovierung des Collegium Maius. Ende 1860 war er an den Verhh. zur Wiedereinführung der poln. Sprache im galiz. Bildungswesen beteiligt. Zahlreiche seiner Arbeiten aus den Bereichen Geschichte, Anthropol. und Psychol. sind handschriftl. in der Univ.bibl. in Lemberg (L’viv) und im Ossolineum in Breslau (Wrocław) erhalten geblieben.

W.: Geografia dla młodzieży polskiej, 1848 (gem. m. J. Trzecieniecki); etc.
L.: Finkel-Starziński; PSB (m. L.); Wurzbach.
(M. Nadraga – K. Weisswasser)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 423f.
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