Strzelecki (Oksza Strzelecki), Feliks Józef von (1823–1883), Physiker

Strzelecki (Oksza Strzelecki) Feliks Józef von, Physiker. Geb. Goleszów, Galizien (Polen), 30. 5. 1823; gest. Lemberg, Galizien (Ľviv, Ukraine), 9. 10. 1883. Sohn eines Gutsbesitzers. – Nach Absolv. des Gymn. in Tarnów stud. S. angebl. ab 1842 Jus, 1843–48 Physik und Mathematik bei A. Ettingshausen und J. M. Petzval (beide s. d.) an der Univ. Wien (nicht nachweisbar); 1849 Dr. phil. der Univ. Lemberg. 1849–56 Lehrer für Physik am 2. Lemberger Gymn., erbrachte er 1853 den mathemat. Nachweis für die Entstehung von Spiegelungsverzerrungen je nach Spiegelungswinkel. 1856 wurde er Prof. an der Techn. Akad. Lemberg, übernahm noch im selben Jahr den Lehrstuhl für allg. und techn. Physik und lehrte Experimentalphysik. 1871–74 Rektor der Techn. Akad.; 1874–75 Prorektor. Unter S. wurde Poln. als Unterrichtssprache eingeführt, acht neue Lehrstühle und drei Abt. (Ing.wesen, Architektur und Techn. Chemie) wurden gegründet. S. trug zur Entwicklung und Modernisierung der Lehranstalt sowie zur Gleichstellung der wiss. Mitarb. an techn. und universitären Lehranstalten bezügl. Gehalt und Rang bei. In seinen wiss. Arbeiten befaßte er sich mit Optik, mit den Grundlagen der Thermodynamik, mit der Eliminationstheorie und der Undulationslehre. Erwähnenswert sind seine Arbeit „Badania fizykalne“, 1861, worin er die Entwicklung der modernen Versuchsanordnungen in der Wärmelehre nachzeichnete, sowie sein Lehrbuch „Wykład z fizyki“, 3 Bde., 1865. Seine Abh. über die „Theorie der Schwingungscurven, denen zwei elementare Schwingungen zu Grunde liegen“, 1867, in der er die bis dahin gültigen analyt. Darstellungen von Jules Antoine Lissajous als unzureichend kritisierte, wurde 1872 in den Sbb. der math.-nath. Kl. der Akad. der Wiss. (Bd. 65, Abt. II) in Wien publ. S. leistete auch wertvolle Beitrr. zum naturkundl. Unterricht an galiz. Gymn. und regte pädagog. Fortbildungskurse für Frauen an. 1870 wurde er Vors. der in Lemberg gegr. Towarzystwo dla Pielęgnowania i Rospowszechniania Wiadomości Technicznych, Przemysłowych i Przyrodniczych, eines Gelehrtenzirkels, der sich den Entwicklungen in Technik, Ind. und Naturwiss. widmete. 1873 o. Mitgl. der Abt. für Mathematik und Naturwiss. der Krakauer Akad. der Wiss., führte er physikal. Untersuchungen der Luftverhältnisse rund um Lemberg durch und veröff. 1874 seine Arbeit „O czystości powietrza …“, die Anregungen zum Umweltschutz enthielt, in „Pamiętnik Akademii Umiejętności w Krakowie. Wydział Matematyczno-Przyrodniczy“. Als 1877 die Techn. Akad. in TH umbenannt und die Abt. zu Fak. aufgewertet wurden, übernahm S. 1878–80 das Amt des Dekans der Fak. für Bauwesen. 1883 emer. HR S. war im Stadtrat Lembergs für Bildungs- und Unterrichtswesen zuständig und gehörte mehreren gelehrten Ges. an: Mitgl. der Galicyjskie Towarzystwo Gospodarskie (1866–68 und 1870–71 im Vorstand), ab 1868 im Vorstand der Lemberger Towarzystwo Pedagogiczne (1869–70 stellv., 1870–72 Vorstandsvors., 1872 Ehrenmitgl.), ab 1873 Mitgl. der Krakauer Akad. der Wiss. und k. M. der Acad. des Sciences in Paris.

Weitere W. (auch s. u. PSB): Teorya eliminacyi Kramera, in: Jahres-Ber. des k. k. zweiten Lemberger Obergymn., 1853; etc.
L.: Przegląd Techniczny, 13. 5. 1913; Poggendorff 3; PSB (m. W. u. L.); Wurzbach (s. u. Stanislaus v. S.); Z. für die österr. Gymn. 23, 1872, S. 712; S. Orgelbrand, Enz. Powszechna 14, 1903.
(P. Benesz – M. Nadraga – M. Schneider)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 432f.
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