Stubenberg, Joseph Herr und Gf. von (1740–1824), Geistlicher

Stubenberg Joseph Herr und Gf. von, Geistlicher. Geb. Graz (Stmk.), 8. 11. 1740; gest. Eichstätt, Bayern (Dtld.), 29. 1. 1824; röm.-kath. S. entstammte der ersten Ehe von Leopold Herr und Gf. v. S. mit Anna Barbara Gfn. v. Stras(s)oldo, einer Schwester des Eichstätter Fürstbischofs Raymund Anton Gf. v. Stras(s)oldo, Großonkel von (Maria) Anna v. S. (s. d.). – Die erste Ausbildung erhielt S. vermutl. am Jesuitengymn. in Graz, ab 1753 wurde er in der Pagerie seines Onkels, des Fürsterzbischofs Sigismund Christoph Gf. v. Schrattenbach in Salzburg erzogen. 1760–64 stud. S. Theol. in Salzburg und Rom, 1762 Domizellar des Regensburger Domkapitels, 1764 Priesterweihe und Dr. theol. in Rom, 1769 Domizellar in Eichstätt, 1772 Kapitular in Regensburg und 1780 in Eichstätt, 1781 infulierter Propst bei St. Johann in Regensburg. 1790 wählte das Eichstätter Domkapitel den restaurativen S. zum Nachfolger des aufgeklärten Johann Anton Frh. v. Zehmen; 1791 Bischofsweihe. Als Bischof war S. auch Regent des Hochstifts Eichstätt. S.s Amtszeit war überschattet vom Untergang der Reichskirche und von den polit. Wirren seiner Zeit. Aufgrund von Gebietsansprüchen kam es zu Spannungen mit Preußen. Plünderungen innerhalb des Fürstbistums und der Stadt Eichstätt während der Koalitionskriege führten zu hoher Verschuldung. 1796 flüchtete S. vor den Franzosen nach Graz, 1800–01 hielt er sich in Ansbach auf. 1800 erhob S. erfolglos Einspruch gegen die Verlegung der Univ. Ingolstadt nach Landshut, ebenso 1802 bei der Besetzung Eichstätts durch kurbayer. Truppen. Im selben Jahr verzichtete er auf das Fürstbistum Eichstätt. S. zählte gegen Ende der Säkularisation zu den letzten amtierenden Bischöfen in Bayern, nachdem die für die Bischofswahlen zuständigen Domkapitel liquidiert worden waren. Er bemühte sich um eine enge Zusammenarbeit mit den bayer. Ordinariaten sowie um eine innere Erneuerung der Kirche. Er unterrichtete den Papst und die röm. Kurie über die Verhältnisse der kath. Kirche in Dtld. und beeinflußte so die Verhh. zum bayer. Konkordat, das 1821 in Kraft trat und die Neueinteilung der Kirche Bayerns regelte. Max I. Joseph nominierte 1818 S. zum ersten Erzbischof des neuerrichteten Erzbistums Bamberg, das dieser jedoch nie betrat, und gleichzeitig zum Administrator von Eichstätt. S. setzte wichtige pastorale Maßnahmen und erstrebte den seelsorgl. Wiederaufbau seines Kirchensprengels. Er war ein Freund des Jesuitenordens sowie ein Gegner der Illuminaten. S. gehörte der Ersten Kammer des bayer. LT an.

L.: ADB; Wurzbach (m. L.); J. Loserth, Geschichte des Altsteir. Herren- und Gf.hauses S., 1911, s. Reg. (m. B. von Felix und Joseph v. S.); R. Ritzler – P. Sefrin, Hierarchia catholica medii et recentioris aevi sive summorum pontificum 6, 1958, S. 212, 7, 1968, S. 104, 190; K. Held, in: Hist. Bll. für Stadt und Landkreis Eichstätt 38, 1989, Nr. 2, S. 1ff.; B. Lengenfelder, Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990, s. Reg.; H. A. Braun, Das Domkapitel zu Eichstätt. …, 1991, S. 111, 116, 122f., 512ff.; B. Lengenfelder, in: Die Bamberger Erzbischöfe, ed. J. Urban, 1997, S. 40f., 46f., 50f., 59ff. (m. L.); Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Hl. Röm. Reich 1648–1803, ed. E. Gatz, 2007, S. 144; P. Zürcher, Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636–1790, 2008, s. Reg.
(M. Sohn-Kronthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 436f.
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