Stukart, Mori(t)z (1856–1919), Kriminalbeamter

Stukart Mori(t)z, Kriminalbeamter. Geb. Datschitz, Mähren (Dačice, Tschechien), 27. 11. 1856; gest. Wien, 16. 11. 1919; mos. Sohn eines Wollfabrikanten. – S. absolv. das Gymn. in Znaim (Znojmo) und stand nach dem Jusstud. an der Univ. Wien (ab 1877) von 1882 an durchgehend im Dienst der Wr. Polizeidion., zunächst im Stadtkommissariat, dann bei der Staatspolizei, im Ver.büro und schließl. in der kriminalpolizeil. Abt., dem Sicherheitsbüro. Dabei machte er sich schon 1884 einen Namen durch die Verhaftung des lange gesuchten Dienstmädchen-Serienmörders Hugo Schenk. 1896 Oberkoär., war S. 1899–1917 Chef des Sicherheitsbüros, wurde 1908 Reg.Rat, später Polizeirat bzw. k. Rat, 1913 HR sowie 1917 w. HR. Während seiner Amtszeit führte er im Sicherheitsbüro weitreichende organisator. Reformen durch, etwa die Einrichtung von Spezialreferaten für die verschiedenen Deliktsgruppen, wodurch eine größere Spezialisierung der Kriminalbeamten mögl. wurde. Auch die 1904 durchgeführte Übersiedlung in das neue Gebäude an der heutigen Roßauer Lände erfolgte auf Grund seiner Initiative. Viele Neuerungen in der Kriminaltechnik (wie etwa Daktyloskopie, Photographie, Einsatz von Polizeihunden) wurden von ihm mit Engagement vorangetrieben. S. verstand es speziell bei großen Kriminalfällen, die Presse in seine Arbeit einzubeziehen – so etwa 1909 bei dem spektakulären Fall des Giftmörders Adolf Hofrichter, der auch im Ausland großes Aufsehen erregte. Ein bes. Anliegen war S. die Pflege internationaler polizeil. Zusammenarbeit, die 1923 zur Gründung der Interpol in Wien führte. S. erhielt 1911 den Orden der Eisernen Krone III. Kl. und 1916 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens sowie zahlreiche ausländ. Orden. Er war Gründungs- und Vorstandsmitgl. der Österr. Kriminalist. Vereinigung.

L.: Jüd. Korrespondenz, 16. 3. 1916; NFP, RP, 22. 7. 1917; NFP, 17., 18. (Parte), Wr. Bilder, 23. 11. 1919 (m. B.); AZ, 15. 11. 1953; Wer ist’s?, 1908; Dt.-Soziale Bll. 14, 1899, S. 23; Mitt. der Internationalen Kriminalist. Vereinigung 14, 1907, S. XXXII; F. v. Görtz – C. Zellner, Illustrierte Geschichte der österr. und ung. Ordensausz. und deren Besitzer, 1908, S. 225 (m. B.); F. Brandl, Kaiser, Politiker und Menschen, 1936, S. 161f.; UA, Wien.
(H. Gebhardt)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 447
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