Süssemilch, Gustav (1907–1944), Geograph und Lehrer

Süssemilch Gustav, Geograph und Lehrer. Geb. Neukreibitz, Böhmen (Rybnište-Nová Chřibská, CZ), 28. 6. 1907; gest. 19. 12. 1944 (gefallen). Sohn eines Oberlehrers. – S. schloss die Staatsrealschule in Warnsdorf (Varnsdorf) 1925 mit Matura ab. 1926 erhielt er die Lehrbefähigung an der Lehrerbildungsanstalt in Reichenberg (Liberec) und unterrichtete in der Folge an der evangelischen Volksschule in Oberufer (Bratislava-Prievoz), ab 1928 in Gablonz an der Neisse (Jablonec nad Nisou) und ab 1930 an der dortigen Hauptschule. 1930–31 absolvierte er die Vorbereitungsklasse an der Kunstakademie, 1930–35 studierte er Geographie an der deutschen Universität in Prag und 1931–34 besuchte er auch Vorlesungen an der dortigen deutschen Technischen Hochschule; 1931 Lehrbefähigung für Bürgerschulen, 1935 für höhere Schulen. Ab 1935 lehrte er am Gymnasium in Troppau (Opava), 1938 in Mährisch Schönberg (Šumperk) und ab 1939 an der Oberschule für Knaben in Gablonz an der Neisse; 1940 Studienrat. Ab 1938 Mitglied der NSDAP, war er als Kreisfachbearbeiter für Geopolitik tätig. Im März 1941 zur Wehrmacht eingezogen, kämpfte er in Griechenland (April 1941), Mazedonien und im September 1943 gegen die italienischen Truppen. Zuletzt diente er als Melder bei einem Bataillonsgefechtsstand. Während seiner Fronteinsätze arbeitete er an seiner Dissertation „Die deutschen Volksinseln bei Wischau. Versuch zur Methode der Landeskunde kleiner Räume“, einer detaillierten Zusammenfassung der regionalen Geographie, inklusive Bevölkerungskunde und Ethnographie mit reichhaltigem Kartenmaterial. Die Approbation seiner 1944 an der deutschen Universität in Prag eingereichten Dissertation erlebte er nicht mehr. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten ging es ihm insbesondere um die Nutzung geographischen Wissens zur Lösung gesellschaftlicher, raumbezogener Probleme. Seine Mitarbeit an der Abteilung Landesplanung in Reichenberg an der Forschung der Gebietsordnung und -nutzung nach geographischen, wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten wurde durch den Kriegseinsatz unterbrochen. Darüber hinaus interessierte sich S. für die Geschichte Nordböhmens. Seine geographischen, pädagogischen und kulturpolitischen Beiträge veröffentlichte er vor allem in der „Zeitschrift für Erdkunde“. 1941 gab er gemeinsam mit Karl Zepnick und Willy Eggers den „Sudetendeutschen Schulatlas“ heraus. Ebenso war er Mitarbeiter an der mehrfach aufgelegten „Ernst von Seydlitzschen Erdkunde für höhere Schulen“, 8 Teile, 1939ff.

Weitere W.: Atlas der Sudetenländer, 1935; Deutscher Schulatlas: Heimatteil Gau Sudentenland, bearb. v. G. S., 1944.
L.: Disertace pražské university 2, ed. M. Výborná u. a., 1965, S. 135; V. Häufler, Dějiny geografie na Univerzitě Karlově 1348–1967, 1968, S. 376; E. Marschner, in: Unser Niederland 264, 1970, S. 45 (m. B.); UA, Praha, CZ.
(J. Martínek)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)