Šurmin, Đuro (1867–1937), Slawist, Literaturhistoriker und Politiker

Šurmin Đuro, Slawist, Literaturhistoriker und Politiker. Geb. Sišćani (HR), 4. 9. 1867; gest. Zagreb, Kg.reich Jugoslawien (HR), 22. 3. 1937. Nach dem Besuch der Volksschule in Draganci und des Gymn. in Bjelovar stud. Š. ab 1890 an der Univ. Agram Slawistik, klass. Philol. und Phil. 1897 prom. er mit einer sprachwiss. Abh. über das Kroat., „Riječi muškoga roda â-osnova u hrvatskom jeziku“. Danach arbeitete Š. zunächst als Ass. für kroat. und serb. Sprache und Literatur in Agram (Zagreb); 1902 ao. Prof., 1906 o. Prof. und 1907–08 Dekan. 1910 wurde er der erste Inhaber des Lehrstuhls für kroat. und serb. Literatur. Nach →Vatroslav v. Jagić war er der Erste, der eine umfassende Geschichte der kroat. und serb. Literatur, „Povjest književnosti hrvatske i srpske“ (1898), erstmals auch unter Einbeziehung von zeitgenöss. Autoren, verf. Sein bedeutendstes Werk ist „Hrvatski preporod“ (2 Bde., 1903–04), eine Literaturgeschichte, die die Literatur der kroat. Wiedergeburt in Dokumenten, Gesprächen und hist. Ereignissen beschreibt und heute noch eine wichtige Quelle darstellt. Weiters gab er eine Smlg. mittelalterl. Schriftstücke von 1100–1499, „Hrvatski spomenici“ (1898), heraus, geschrieben in der Volkssprache und größtenteils in glagolit. Schrift, die er in die Lateinschrift transliterierte. Außer mit Sprach- und Literaturgeschichte beschäftigte er sich mit verschiedenen Dialekten, u. a. in „Osobine današńeg sarajevskog govora“ (in: „Rad jugoslavenske akademije znanosti i umjetnosti“ 121, 1895). Eine Vielzahl kleinerer wiss. Beitrr. veröff. er regelmäßig in Z. (u. a. „Vienac“, „Kolo“, „Obzor“, „Rad“). 1906 gründete Š. mit Kollegen der jüngeren Generation die Z. „Savremenik“ und war für kurze Zeit deren Chefred. Wegen seines polit. Engagements musste Š., dessen Publ. aufgrund mangelhafter Analyse und Interpretation der Quellen auch scharf kritisiert wurden, zweimal seine Professur zurücklegen (1908–10, 1914–15). Nach seiner Emer. 1921 widmete er sich ausschließl. der Politik. Für die liberaldemokrat. Partei Narodna stranka fungierte er ab 1906 als Abg. im Budapester Reichstag, wechselte 1917 allerdings zur Hrvatsko-srpska koalicija und begründete noch im selben Jahr eine parteiunabhängige Gruppe rund um die Z. „Male novine“. Schon nach einem halben Jahr musste er diese Partei aufgrund seines Traditionalismus verlassen und war 1918–19 Beauftragter für Handel, Handwerk und Ind. des Kg.reichs SHS. Mehrmals wechselte er fortan die Partei: Zunächst Mitgl. der Napredna demokratska stranka, war er 1919–24 bei der Hrvatska zajednica und gründete 1925 die unbedeutende Hrvatska narodna stranka. 1920 wurde er in die Regierung gewählt, zunächst als Minister für soziale Angelegenheiten, 1924–25 als Minister für Handel und Ind. In den 1930er-Jahren war er in verschiedenen Wirtschaftsforen aktiv, u. a. für die Volkssparkasse und Kreditanstalt (Pučka štedionica za štednju i vjeresiju). 1932 schied er aus der Politik aus.

Weitere W.: Stvaranje Srbije, 1921; Osnovke ugovora u Londonu 1915, 1928; Ličnosti i prilike iz novije prošlosti Hrvata i Srba, 1929; Vojska i hrvatska politika 1915, 1932. – Nachlass: Hrvatski državni arhiv, Zagreb, HR.
L.: Das geistige Ungarn; Enc. Jug. (m. B.); Nar. Enc.; A. Barac, in: Slavia. Časopis pro slovanskou filologii 17, 1939–40, S. 212ff.; I. Frangeš, Geschichte der kroat. Literatur, 1995, S. 918; Hrvatski lex. 2, ed. A. Vujić, 1997; M. Mihaljević, in: Fulminensia 12, 2000, Nr. 12, S. 1ff.; Hrvatska enc. 10, 2008; Hrvatski državni arhiv, Zagreb, HR.
(S. Pawischitz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 57
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