Šusta, Václav (1871–1956), Land- und Fischwirtschaftsfachmann

Šusta Václav, Land- und Fischwirtschaftsfachmann. Geb. Wittingau, Böhmen (Třeboň, CZ), 8. 8. 1871; gest. Praha, CSSR (CZ), 25. 11. 1956; röm.-kath. Sohn von →Josef Šusta d. Ä., Bruder von →Josef Šusta d. J. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wittingau und der Matura in Budweis (České Budějovice) absolvierte Š. die landwirtschaftliche Lehranstalt in Mödling und inskribierte danach im Studienjahr 1890/91 an der Hochschule für Land- und Forstwirtschaft in Wien als außerordentlicher Student. 1892–1923 arbeitete er in Südböhmen als Wirtschaftsassistent im Dienste der Familie Schwarzenberg. 1902 zum Adjunkt ernannt, wurde er im darauffolgenden Jahr in die Herrschaft Frauenberg (Hluboká nad Vltavou) versetzt, wo er für die umfangreiche Teichwirtschaft verantwortlich war. Š. begründete eine Forschungsstelle für Fischerei und förderte auch die Forellenwirtschaft im Böhmerwald. 1913 wurde er zum Oberverwalter und 1917 zum Direktor der Herrschaft Netolitz (Netolice) ernannt. 1923 zum Direktor der Teichwirtschaft in der Herrschaft Wittingau befördert, folgte 1924 seine Ernennung zum Inspektor der Feld- und Teichwirtschaft an der neu errichteten Direktion der Staatsgüter und -wälder in Wittingau. Er vereinte die bisher in viele parzellierte Großgrundbesitztümer zersplitterte Teichwirtschaft und Herrschaften zu einer Gemeinschaft. 1926 Oberwirtschaftsrat, wurde er mit der Inspektion von Ackerboden sowie ca. 12.000 ha Teichfläche beauftragt. 1933 trat er in den Ruhestand. Bedeutsam war auch Š.s organisatorische Arbeit. Als Mitglied des Schulausschusses des Landesfischervereins (Zemská jednota rybářská) machte er sich um die Errichtung einer Fischereischule in Wodnian (Vodňany) verdient und war 1919–41 Vorsitzender des Zentralen Fischervereins. Er beteiligte sich an Verhandlungen über die Teichwirtschaft der Länder der ehemaligen Monarchie. Als Fachmann von europäischem Rang repräsentierte er auch die tschechische Teichwirtschaft bei Verhandlungen im Ausland und organisierte internationale Konferenzen zur Förderung der Fischerei. Mitglied der Tschechischen Landwirtschaftsakademie (Česká akademie zemědělská) und der Tschechischen technischen Akademie (Česká matice technická), hielt er 1924–34 Vorlesungen über Fischerei an der Hochschule für Land- und Forstwirtschaft der Tschechischen TU in Prag. Er publizierte in der landwirtschaftlichen Fachpresse (u. a. in den Zeitschriften „Československý rybář“, „Náš chov“, „Český zemědělec“) und zählte zu den bedeutendsten Organisatoren und Praktikern der modernen Teichwirtschaft, indem er neue Zuchtverfahren einführte, die Erforschung und weitere Veredelung des Wittingauer Karpfens förderte und Widerstand gegen die Trockenlegung von Teichen leistete. Durch seine Bemühungen blieb die Wittingauer Teichwirtschaft von der Wirtschaftskrise weitgehend unberührt. Š. trat als Landwirtschaftshistoriker in die Fußstapfen seines Vaters und veröffentlichte Studien, beteiligte sich an der Organisation von Ausstellungen sowie Fischerkursen und bemühte sich um die Annäherung unterschiedlicher Berufsvereinigungen.

W.: Nástin vývoje jihočeského rybnikářství, 1910; Rybníkářství třeboňské po stránce historické a hospodářské, 1927; Význam jihočeského rybnikářství, jeho vznik a vývoj (gem. m. T. Mokrý), 1931. – Teilnachlässe: Národní muzeum, Národní zemědělské muzeum, beide Praha, CZ.
L.: Masaryk; Věstník České akademie zemědělské 7, 1931, S. 869ff., 17, 1941, S. 605ff.; L. Skala, Malý slovník biografií 3, 1990, S. 268; R. Berka, Kdo byl kdo v českém a moravském rybářství, 2006; BOKU, Wien.
(M. Makariusová)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)