Švenk (Schwenk), Karel (Karl) (1917–1945), Kabarettist, Schauspieler und Komponist

Švenk (Schwenk) Karel (Karl), Kabarettist, Schauspieler und Komponist. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 17. 3. 1917; gest. April 1945 (umgekommen); mos. Sohn des aus Wien stammenden Schneidermeisters Rudolf Schwenk und seiner Frau Klara Schwenk, geb. Koralek. – Š., über dessen Jugend und Ausbildung nichts bekannt ist, wurde im November 1941 mit dem ersten Transport, einem sogenannten Aufbaukommando, aus Prag in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er gemeinsam mit dem Komponisten Rafael Schächter zu einem führenden Initiator des kulturellen Lebens wurde. Er versammelte eine Theatergruppe um sich, die um die Jahreswende 1941/42 ihre Tätigkeit aufnahm. Schon vor dem Krieg hatte der politisch links stehende Š. im avantgardistischen „Klub zapadlých talentů“ sowie bei Auftritten anlässlich politischer Veranstaltungen Bühnenerfahrungen gesammelt, Regie geführt, Texte und Musik geschrieben. Seine erste eigene Arbeit im Ghetto stellt vermutlich das im Frühjahr 1942 im Rahmen eines Kabarettabends aufgeführte Stück „Ztratila se menážkarta“ rund um eine verloren gegangene Essensmarke dar. Dessen Schlusslied „Všechno jde“ (Alles geht), das Š. auch in seinen folgenden Kabaretts verwendete, entwickelte sich als sogenannten Theresienstädter Marsch rasch zur inoffiziellen Lagerhymne und wurde auch ins Deutsche übersetzt. Weitere Arbeiten Š.s waren die Revue „At’ žije život“ (Es lebe das Leben), in der er auch selbst auftrat, „Všechno jde aneb Totéž, ale jinak“ (Alles geht oder Dasselbe in Grün) und das allegorische Stück „Poslední cyklista aneb Bořivoj a Mánička“ (Der letzte Radfahrer oder Bořivoj und Mánička, 1944), eine scharfe Satire, die bereits nach der Kostümprobe von der Lagerleitung verboten wurde. Darüber hinaus wirkte Š. gelegentlich an Bühnenaufführungen mit, arrangierte die Musik für die Kinderoper „Broučci“ (Glühwürmchen) nach dem beliebten Buch von →Jan Karafiát und begleitete die Aufführung auf dem Klavier. Im Film „Theresienstadt 1942“ (1942) war er zusammen mit dem Puppenspieler Otto Neumann und der Tänzerin Kamilla Rosenbaum zu sehen. Š., der „Aristophanes von Theresienstadt“ (Viktor Ullmann), wurde Anfang Oktober 1944 in das KZ Auschwitz und von dort in das Zwangsarbeiterlager Meuselwitz, ein Außenkommando des KZ Buchenwald, deportiert. Als das Lager angesichts der heranrückenden Alliierten im April 1945 evakuiert wurde, kam Š. in einen Deportationszug mit Zielort Mauthausen. Er starb während der Fahrt und soll bei Karlsberg von Kameraden neben den Bahngleisen beigesetzt worden sein.

L.: E. Šormová, Divadlo v Terezíně 1941/1945, 1973, S. 44ff. (m. B.); Und die Musik spielt dazu. Chansons und Satiren aus dem KZ Theresienstadt, ed. U. Migdal, 1986, passim; M. Kryl, in: Judaica Bohemiae 22, 1986, S. 82ff.; V. Ullmann, 26 Kritiken über musikalische Veranstaltungen in Theresienstadt, ed. I. Schultz, 1993, s. Reg.; K. Margry, in: Theresienstädter Studien und Dokumente, ed. M. Kárný u. a., 1998, s. Reg. (m. B.); A. du Closel, Erstickte Stimmen. „Entartete Musik“ im Dritten Reich, 2005, s. Reg.; K. Weniger, Zwischen Bühne und Baracke, 2008, S. 334f.; Národní archiv, Praha, CZ.
(E. Offenthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)