Svoboda, P. Josef (1826–1896), Geistlicher und Kirchenhistoriker

Svoboda P. Josef, SJ, Geistlicher und Kirchenhistoriker. Geb. Zbudau, Böhmen (Zbudov, CZ), 11. 7. 1826; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 19. 5. 1896; röm.-kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Budweis (České Budějovice) und Absolvierung der philosophischen Jahrgänge in Prag trat S. 1846 in das Budweiser Priesterseminar ein, wechselte im darauffolgenden Jahr jedoch nach Graz, wo er sein Noviziat bei den Jesuiten begann. Im Zuge der Vertreibung der Jesuiten 1848 kehrte er wieder in seine Heimat zurück. 1849 zum Priester geweiht, wirkte er bis 1855 als Kaplan in verschiedenen Pfarren und trat im November desselben Jahres im oberösterreichischen Baumgartenberg erneut in die Gesellschaft Jesu ein. Nach zweijährigem Noviziat und ergänzenden philosophischen und theologischen Studien in Linz und Innsbruck legte S. 1866 die letzten Gelübde ab. Bereits vorher wurde er Generalpräfekt im böhmischen Mariaschein (Krupka-Bohosudov) und erteilte am dortigen Jesuitengymnasium bis 1869 Tschechischunterricht. Um 1869/70 verlegte er seinen Wirkungsbereich nach Prag, wo er eine rege Tätigkeit als historisch-theologischer Schriftsteller entfaltete und in diversen Zeitschriften zahlreiche Arbeiten zur Geschichte Böhmens veröffentlichte, wobei seine Schwerpunkte auf der Hussitenzeit, der Gegenreformation und der josefinischen Ära lagen. Überregionale Anerkennung als Kirchenhistoriker erhielt er durch seine zweibändige Geschichte der Jesuitenmission in Paraguay und Japan, „Tovaryšstva Ježίšova posvátné missie za mořem. 1. Missie v Paraguay, 2. Missie v Japonii“, 1874–76, sowie durch einen Beitrag zur katholischen Reformbewegung und der Marianischen Bruderschaft in Böhmen, „Katolická reformace a marianská Družina v královstvί Českém“, 1889. In weiterer Folge befasste er sich mit Methoden der Geschichtsschreibung und publizierte dazu 1890 das Werk „Studium našeho dějepisu“. Im selben Jahr gründete er auch den Verein Historický kroužek mit dem Zweck, die katholische Historiographie zu fördern. Mit Ausnahme seiner Veröffentlichungen in der „Innsbrucker Zeitschrift für katholische Theologie“ publizierte S. fast ausschließlich in tschechischer Sprache.

Weitere W.: s. Otto; Sommervogel.
L.: Otto (m. W.); Sommervogel (m. W.); E. Bülow, Hundert Lebensbilder aus der Österreichisch-Ungarischen Provinz der Gesellschaft Jesu, 1902; Diccionario histórico de la Compañía de Jesús 4, 2001 (m. L.); Archiv der Österreichischen Provinz der Gesellschaft Jesu, Wien.
(P. Gangl)  
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)