Székely von Ádámos, Bertalan (Bartholomäus) (1835–1910), Maler

Székely von Ádámos Bertalan (Bartholomäus), Maler. Geb. Klausenburg, Siebenbürgen (Cluj-Napoca, RO), 10. 5. 1835; gest. Mátyásföld (Budapest, H), 21. 8. 1910 (begraben: Szada, H); evang. HB. Sohn des Gubernialreferenten Dániel S. v. Á. (um 1796–1869) und von Johanna (Julianna) Kelemen, Vater des Malers und Illustrators Árpád S. v. Á. (geb. Marschendorf, Böhmen / Horní Maršov, CZ, 28. 2. 1861; gest. Budapest, 10. 5. 1914) und von Ágoston S. v. Á. (s. u.); ab 1860 mit Jeanette Kudrna, der Tochter eines Gutsverwalters, verheiratet. – S. besuchte das ref. Gymn. und erhielt seinen ersten Malunterricht durch →Ferenc Simó. 1850 frequentierte er zunächst die Elementarschule, dann die Vorbereitungsschule der Wr. ABK, die er bis 1855 besuchte; kurzzeitig nahm er auch Unterricht bei Ferdinand Georg Waldmüller. Bes. beeinflusst wurde er durch →Karl Rahl und →Peter Johann Nep. Geiger. Nach einigen Wanderjahren, die ihn v. a. nach Siebenbürgen führten, lebte er in München, wo er 1860 seine Ausbildung an der ABK bei Carl v. Piloty fortsetzte. 1862 nach Ungarn zurückgekehrt, nahm er dort im Kunstleben eine bedeutende Position ein. Zwischendurch unternahm er Reisen durch Mittel- und Westeuropa (u. a. nach Dtld., Frankreich, Belgien und Holland). Sein künstler. Aufstieg vollzog sich rasch: 1871 berief man ihn an die neu gegr. (den ausländ. Kunstakad. entsprechende) Musterzeichenschule in Budapest, deren Dir. er 1902 wurde; 1905 übernahm er die Leitung der II. Meisterschule für Malerei. S.s außerordentl. reiches Lebenswerk zeigt eine bemerkenswerte künstler. Breite sowie einen stilist. Facettenreichtum. Als Historienmaler schuf er etl. bedeutende, z. Tl. sehr großformatige Werke, die meist wichtige Ereignisse der ung. hist. Mythol. darstellen (Auffindung des Leichnams Kg. Ludwigs II. nach der Schlacht bei Mohács, 1860, Dobozi und sein Weib, 1861, Die Frauen von Eger, 1867, László V. und Ulrich v. Cilli, 1870, alle Magyar Nemzeti Galéria, Budapest). Eine führende Position nahm er auch als Wandmaler ein (Abschied Karls VII., 1863, Bayer. Nationalmus. München; Werke in der Oper und der Matthiaskirche in Budapest, im Dom von Fünfkirchen/Pécs und im Rathaus von Kecskemét). Nicht weniger bedeutend erwies er sich im Porträt (Selbstbildnis, 1860, Magyar Nemzeti Galéria; Pál Rosty, 1862, Magyar Nemzeti Múz., beide Budapest) und im Genrefach (Glückliche Mutter, um 1870, Magyar Nemzeti Galéria). Mit der Landschaft beschäftigte er sich schon früh, doch spielte sie in seinem Œuvre erst ab den 1880er-Jahren eine wichtigere Rolle. S.s Anfänge sind vielfach romant.-pathet. geprägt und von Rahl, Piloty und Eugène Delacroix beeinflusst. Daneben beherrschte er aber auch eine duftig-maler. Darstellungsweise und entwickelte dann in späthistorist. Manier eine meisterhafte kolorist. Intensität, die bes. in realist.-stimmungshaften Landschaften Ausdruck fand. Im Spätwerk finden sich secessionist. Anklänge, die er tw. mit Anregungen aus der strengen Manier der Rahlschule zu einer bemerkenswerten Synthese verschmolz. S. war darüber hinaus ein wichtiger Lehrer und beschäftigte sich intensiv mit kunsttheoret. Problemen, insbes. mit Bewegungsstud. Wegen dieser Fragen stand er in Kontakt mit dem Photographen und Erfinder Étienne-Jules Marey in Paris und verfolgte aufmerksam die Experimente des Photographen Eadweard Muybridge. S. war ab 1863 Mitgl. der Ung. Ges. der Bildenden Künste, Mitgl. des Landes-Kunst-Rats, der Landes-Komm. für Erhaltung der Baudenkmale, Präs. der kgl. ung. Zeichenlehrer-Prüfungs-Komm. und wurde 1867 Ritter des Franz Joseph-Ordens. Sein Sohn, der Mediziner Ágoston S. v. Á. (geb. Pest/Budapest, 5. 6. 1864; gest. ebd., 22. 11. 1927), stud. nach Besuch des Piaristengymn. ab 1882 Med. an der Univ. Budapest; 1888 Dr. med. Zunächst am Lehrstuhl für allg. Pathol. und Arzneilehre tätig, habil. er sich 1900 als Priv.Doz. für dieses Fachgebiet; 1905 ao. Prof. und Dir. des Pasteur-Inst. in Budapest. Sein Interesse galt v. a. Lungenkrankheiten und der Bakteriol. Ab 1920 lehrte er ärztl. Ethik an der Univ. Budapest. 1906–23 red. er die Z. „Orvosi Hetilap“.

Weitere W.: s. Bakó, 1999. – Teilnachlass: Bibl. der MTA, Budapest, H. – Ágoston S. v. Á. (s. auch Szinnyei): Die Behandlung der tuberkulösen Lungenschwindsucht, 1894; A vér baktériumölő képessége, 1896; etc.
L.: Pester Lloyd, 22. 8. 1910; Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex. (m. B.); Művészeti Lex. I, II; Révai; Szinynyei; Thieme–Becker; Wurzbach; S. B. válogatott művészeti írásai, ed. L. Maksay, 1962; Zs. Bakó, S. B. (1835–1910), 1982; A. Szőke u. a., S. B. mozgástanulmánya, 1992; The Dictionary of Art 30, 1996; Zs. Bakó u. a., S. B. (1835–1910), Budapest 1999 (Kat., m. B., tw. W. u. L.); Történelem – kép, Budapest 2000, s. Reg. (Kat.); Die ung. Seele. Romantik und Realismus im Land der Magyaren, ed. Zs. Bakó – T. Belgin, Krems 2006, S. 11, 109 (Kat.); Zs. Bakó, S. B., 2009; ABK, Wien. – Ágoston S. v. Á.: Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex.; Szinnyei (m. W.); Az orvostudományi kar története 1770–1935, ed. T. Győry, 1936, s. Reg.; A. Szállási, in: Orvosi Hetilap 124, 1983, S. 95ff.; Semmelweis Egyetem, Budapest, H.
(Zs. Bakó – W. Krause – K. Kapronczay)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 135f.
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