Stuparich, Carlo (1894–1916), Schriftsteller

Stuparich Carlo, Schriftsteller. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 3. 8. 1894; gest. auf dem Monte Cengio bei Asiago (I), 30. 5. 1916 (Selbstmord); röm.-kath. Sohn eines Handlungsagenten, Bruder des Schriftstellers Giani S. (geb. Triest, 4. 4. 1891; gest. Rom/Roma, I, 7. 4. 1961). – In bürgerl. Milieu aufgewachsen, begab sich S. 1913 wie zahlreiche andere bedeutende Intellektuelle aus dem österr.-italien. Grenzgebiet, darunter sein Bruder und →Scipio Slataper, zum Literaturstud. und zur Festigung seiner kulturellen Identität nach Florenz. Dort zählte er bald zum Mitarb.kreis der Z. „La Voce“, des damals wichtigsten Organs der italien. Intellektuellen. Von Giovanni Gentiles pädagog. Neoidealismus beeindruckt, plante S. für kurze Zeit, Volksschullehrer zu werden. In mazzinian. freiheitl. Geist aufgewachsen, war S. bei Ausbruch des 1. Weltkriegs von der eth. Funktion dieses „letzten Kriegs des Risorgimento“ im Sinne eines demokrat. Interventionismus, der eine moral. Reinigung, eine Palingenese Italiens bringen sollte, überzeugt. 1915 meldete er sich gem. mit seinem Bruder und Slataper, dem „Schulhaupt“ der triestin. „Vocianer“, als Freiwilliger auf Seiten Italiens an die Isonzofront. Im Mai 1916 geriet S. bei Kampfhandlungen auf der Hochebene von Asiago in aussichtslose Isolation und beging Selbstmord, um nicht den Österreichern in die Hände zu fallen. S., posthum mit der höchsten italien. militär. Ausz., der Medaglia d’oro al valor militare, geehrt, war ein vielversprechender Schriftsteller. Die Ged. und Beitrr. für „La Voce“ verraten Originalität und Ironie. Seine nachgelassenen Texte wurden 1919 von seinem Bruder Giani unter dem Titel „Cose e ombre di uno“ erstmals veröff. Im selben Jahr erschienen Heinrich v. Kleists Briefe in der gem. Übers. („Epistolario“) unter dem zusammengezogenen Namen Giancarlo S.

L.: Enc. It.; G. S., Guerra del´15, 1931; A. Gargiulo, Letteratura italiana del Novecento, 1958, S. 364ff.; A. Spaini, Autoritratto triestino, 1963, S. 222ff.; P. Gobetti, Opere complete 2, 1969, S. 469ff.; Enc. monografica del Friuli Venezia Giulia, 1979, S. 1182; R. Bertacchini, in: Otto/Novecento 14, 1990, Nr. 3–4, S. 81ff.; V. Frosini, La famiglia S., 1991; F. Todero, C. e Giani S., 1997 (m. B.); R. Lunzer, Triest. Eine italien.-österr. Dialektik, 2002, s. Reg.
(R. Lunzer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 5
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