Suess, Walter (1912–1943), Mediziner, Widerstandskämpfer und Musiker

Suess Walter, Mediziner, Widerstandskämpfer und Musiker. Geb. Wien, 18. 4. 1912; gest. ebd., 28. 1. 1943 (hingerichtet); röm.-kath. Sohn des Zahnarztes Julius S. (geb. St. Pölten, NÖ, 12. 6. 1871; gest. 15. 1. 1937) und der Zahntechnikerin Anna S., geb. Reichl (geb. 2. 9. 1878; gest. 1955). – S. besuchte das Gymn. und trat 1921/22 in die Akad. für Musik und darstellende Kunst in Wien ein, wo er zunächst als Hauptfach Klavier, später Harmonielehre, Kontrapunkt, Komposition und Musiktheorie (u. a. bei Richard Stöhr und Joseph Marx) belegte. Ab 1931 nahm er neben seiner musikal. Ausbildung u. a. bei Egon Wellesz am Inst. für Musikwiss. ein Med.stud. an der Univ. Wien auf; 1936 Dr. med. S., der 1936 auch die Staatsprüfung als Kapellmeister abgelegt hatte, betätigte sich i. d. F. als Dirigent und Komponist, musste seine Laufbahn jedoch nach dem „Anschluss“ Österr. an das Dt. Reich beenden, da er nach den Nürnberger Gesetzen als „jüdischer Mischling“ galt. Danach eröffnete er in Bad Gastein eine Zahnarztpraxis und galt trotz eines feindseligen Umfelds bald als gefragter Arzt. Im Zuge des Novemberpogroms wurde seine Ordination demoliert. Nach Drohungen der NSDAP-Ortsgruppe kehrte er nach Wien zurück, wo er gem. mit seiner Mutter im ehemaligen väterl. Zahnatelier in Wien 2 tätig war. 1939 fand S. Anschluss an eine Widerstandsgruppe der KPÖ. Er stellte seine Wohnung für Zusammenkünfte zur Verfügung und war mit der Herstellung und dem Vertrieb von Flugschriften betraut, die er zum Tl. selbst verf. Sein Vorhaben, eine illegale kommunist. Ärzteorganisation ins Leben zu rufen, konnte jedoch nicht realisiert werden. Durch Einschleusen von Spitzeln wurde die Gruppe von der Gestapo aufgedeckt. Im April 1941 wurde S. festgenommen und gem. mit vier Gesinnungsgenossen wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. Im November 1942 wurde er vom 5. Senat des Volksgerichtshofs zum Tod verurteilt.

L.: Der Standard, 8./9. 11. 2008; WZ, 5. 2. 2010; L. Krisch, in: „kultur passiert ...“ 64, 2009, S. 12f.; DÖW (m. B.), UA, Univ. für Musik und darstellende Kunst, alle Wien; Mitt. Hans Schafranek, Wien, Laurenz Krisch, Bad Gastein, Sbg.
(Ch. Kanzler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 36
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