Šuman, Josip (Josef) (1836–1908), Lehrer, Slawist und Philologe

Šuman Josip (Josef), Lehrer, Slawist und Philologe. Geb. Oberrothschützen, Stmk. (Zgornja Ročica, SLO), 11. 2. 1836; gest. Draga Santa Marina, Istrien (Mošćenička Draga, HR), 15. 9. 1908; röm.-kath. Bauernsohn, Schwiegervater von →Ivan Šusteršič. – Nach Besuch des Gymn. in Marburg (Maribor) ab 1847 stud. Š. ab 1855 mit einem Ministerialstipendium klass. Philol. und Germanistik an der Univ. Graz, musste 1856 krankheitshalber unterbrechen und stud. ab 1857 an der Univ. Wien klass. Philol., Germanistik und Slawistik, wo er v. a. von →Hermann Bonitz und →Franz v. Miklosich beeinflusst wurde; 1859 Dr. phil. Danach war er Supplent am Gymn. in Marburg, 1860 legte er die Lehramtsprüfung ab und wirkte dort als Gymn.lehrer für Griech., Geschichte und Geographie. In Wien unterrichtete er später auch Leibeserziehung und Stenographie. Ab den 1860er-Jahren war Š. in der slowen. nationalen und kulturellen Wiedergeburtsbewegung, dem Illyrismus, und auch polit. aktiv. Er war 1861 Mitbegründer des Marburger Slowen. Lesesaals (Sekr. und 1866–67 Präs.) und 1864 des slowen. Wiss.ver. Slovenska matica in Laibach. 1863 veranstaltete er die Jahrtausendfeier der Ankunft der Slawenapostel Cyrill und Methodius im slowen. Gebiet. Bei der ersten Volksversmlg. der Slowenen in Luttenberg (Ljutomer) 1868 hielt er Reden und wirkte – selbst ein begabter Tenor und Schauspieler – bei der Organisation von Theaterauff. mit. Aufsehen erregte sein öff. Auftritt in Radein (Radenci) 1870, wo er sich für die Einführung der slowen. Sprache in Gymn. einsetzte. Im August desselben Jahres adressierte Š. gem. mit einigen Prof.kollegen, darunter →Johann Pajk, eine Denkschrift an →Karl v. Stremayr, in der sie sich für die Eröffnung eines slowen. Untergymn. in Marburg einsetzten. Trotz Befürwortung Stremayrs konnte das Projekt aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden. 1871 zählte Š. zu den Mitbegründern des Katoliško tiskovno društvo (Kath. Verlagsges.) in Marburg, trat aber bald wegen Meinungsverschiedenheiten aus dieser Ges. aus. Durch seine (erfolglose) Kandidatur für den steir. LT 1871 zog er sich die Feindschaft der dt.sprachigen Marburger Abg. zu, die seine Versetzung nach Ried im Innkreis beantragten. Š. erhielt jedoch eine Stelle am Akadem. Gymn. in Wien. Hier verstärkte er seine wiss. Tätigkeit, unterstützte slowen. Schüler materiell und benutzte in den unteren Schulkl. Slowen. als Hilfssprache. 1884 wurde er Dir. des Gymn. in Laibach, 1890 Staatsschulinsp. für Krain. Unter seiner Ägide wurden zahlreiche neue Schulen eingerichtet sowie bestehende erweitert, u. a. initiierte er die Gründung einer höheren Schule für Mädchen in Laibach. 1900 i. R. und HR. Š. verf. zahlreiche sprachwiss., etymolog. und klass.-philolog. Abhh., publ. aber auch einige hist.-ethnograph.-geograph. Artikel. Als Schüler von Miklosich erwarb er sich bes. Verdienste um die Verbreitung von dessen Werk; als seine umfangreichste und bedeutendste Publ. gilt sein Wörterbuch „Slovenska slovnica po Miklošičevi primerjalni“, 1881.

Weitere W.: s. SBL.
L.: SBL (m. W. u. L.); M. Pleteršnik, Slovanski spomini in jubileji, ed. F. Ilešič, 1911, S. 1ff.; J. Šedivý, in: Časopis za zgodovino in narodopisje, NF 6, 1970, S. 102ff.; K. Sturm-Schnabl, in: Wr. Slavist. Jb. 53, 2007, S. 229f., 238; Osebnosti. Veliki slovenski biografski leks., 2008 (m. B.); P. Vodopivec, in: Kronika 57, 2009, S. 413ff.; Materialiensmlg. ÖBL, Wien (m. B.).
(H. Gračanin)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 46f.
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