Swoboda, Albin d. Ä. (1836–1901), Schauspieler, Sänger und Theaterdirektor

Swoboda Albin d. Ä., Schauspieler, Sänger und Theaterdirektor. Geb. Neustrelitz, Mecklenburg-Strelitz (D), 13. 11. 1836; gest. Radebeul, Sachsen (D), 4. 8. 1901. Sohn von →Josef S.; in erster Ehe mit Friederike S., geb. Fischer, verheiratet, Vater von Margarete S. (beide s. u.) und dem Bassbariton Albin S. d. J. (geb. Dresden, Sachsen/D, 19. 3. 1883; gest. Stuttgart, D, 5. 1. 1970). – S. übersiedelte 1848 mit seiner Familie nach Wien und hatte 1851 erste Auftritte in der reisenden Ges. seines Vaters, die er kurze Zeit auch leitete. 1852 wurde er Chorist und Schauspieler am Theater in der Josefstadt in Wien, 1854/55 übernahm er als 18-Jähriger die Leitung dieser Bühne sowie im Sommer 1855 jene des Theaters in (Bad) Ischl. Einem Engagement am Ständ. Theater in Linz 1855/56 folgte ab Ostern 1856 ein dreijähriges Engagement bei →Johann Nestroy am Wr. Carltheater, wo ihm 1857 in Albert Emil Brachvogels „Narziß“ mit der Parodie des Schauspielers Bogumil Dawison ein durchschlagender Publikumserfolg gelang. 1859–73 zählte er als Operettensänger, ab 1865 gem. mit →Marie Geistinger, zu den Ensemblestützen des Theaters an der Wien. In Operetten Offenbachs (als Paris in der „Schönen Helena“) und den Urauff. der Operetten von →Johann Strauß (Sohn) erwarb er sich den Ruf als „bester deutscher Operettensänger“. Daneben war S. als Charakterdarsteller in den Urauff. von →Ludwig Anzengrubers Volksstücken erfolgreich, etwa als Wurzelsepp in „Der Pfarrer von Kirchfeld“ (1870) und als Steinklopferhanns in „Die Kreuzelschreiber“ (1872), doch kam es später mit Anzengruber zu einer Kontroverse über seine Rollengestaltung. Ab 1872 stellte S. ein Ensemble für die Kom. Oper zusammen, deren glanzvolle Eröffnung mit Rossinis „Barbier von Sevilla“ aber nicht wie geplant zu Beginn der Weltausst., sondern erst 1874 erfolgte. S. war erster (1873–74) und letzter (1877–78) Dir. dieser Bühne, die 1878 als Ringtheater wiedereröffnet wurde. Dazwischen leitete er ab 1874 in Budapest das Dt. Theater in der Wollgasse und das kleine Dt. Theater am Hermina-Platz. Er brachte v. a. Operettenauff., wobei er selbst gem. mit seiner Frau zu den Stützen des Ensembles zählte, aber auch Wr. Künstler zu Gastspielen holte. Durch Übernahme der Schulden seiner Vorgänger kam es 1876 zu Differenzen mit dem Gläubigerausschuss, sodass S. im Herbst 1877 die Dion. seinem Vater übergab. Nach Wien zurückgekehrt, spielte er 1878–80 am Stadttheater unter →Heinrich Laube, „der ihm den österreichischen Dialekt austrieb“, und gastierte anschließend u. a. in St. Petersburg, Moskau, Rīga und Łódź. 1881–1901 war er am Hoftheater in Dresden engag. (kgl. sächs. Hofschauspieler) und gab dort auch dramat. Unterricht am Konservatorium. Daneben absolv. er Gastspiele in Wien (1875, 1877, 1878 Theater an der Wien; 1883 Stadttheater; 1898 Carltheater). Der junge →Alexander Girardi nannte S. sein Vorbild. S.s Frau Friederike S. (geb. Ofen/Budapest, H, 18. 6. 1844; gest. Dresden, D, 1. 10. 1898) war 1861–63 Mitgl. der Wr. Hofoper. Sie wirkte 1863 als Sängerin am Theater am Franz-Josefs-Kai, dann am Carltheater und am Theater an der Wien, 1873 an der Kom. Oper Wien und am Dt. Theater in Budapest (ihre Glanzrolle war die Rosalinde in der „Fledermaus“), später am Residenztheater in Dresden. Sie gab Gastspiele im In- und Ausland. Die gem. Tochter Margarete S. (geb. Wien, 5. 4. 1872; gest. München, Dt. Reich/D, 29. 3. 1921) debüt. ohne Schauspielausbildung 1889 am Wr. Burgtheater als Melitta in Grillparzers „Sappho“, wirkte 1890–96 am Hoftheater in Braunschweig und ab 1896 am Münchner Hoftheater.

L.: FB, 6. (A.), 8. 8. 1901; NFP, 6., 9. 8. 1901; NWT, WZ, 6. 8. 1901 (beide A.); Neues Wr. Journal, 7. 8. 1901; Illustrirtes Wr. Extrabl., 10. 8. 1901 (m. B., auch von Friederike S.); Wr. Bilder, 14. 8. 1901 (m. B.); Biograph. Jb. 6, 1904, S. 200ff.; Eisenberg, Bühne (auch für Margarete S., s. Gretchen S.); Kosch, Theater-Lex.; Kutsch–Riemens, 4. Aufl. 2003 (auch für Friederike S.); Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg.; Wurzbach; A. Bauer, 150 Jahre Theater an der Wien, 1952, s. Reg.; ders., Das Theater in der Josefstadt, 1957, s. Reg.; K. Ranninger, in: Das Josefstädter Heimatmus. 49/50, 1968, S. 232f. (m. B.); W. Binal, Dt.sprachiges Theater in Budapest, 1972, s. Reg. (m. B.); Stadtarchiv Radebeul, D.
(E. Großegger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 81f.
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