Sychra, Václav (1826–1894), Musiker und Tuchmacher

Sychra Václav, Musiker und Tuchmacher. Geb. Wildenschwert, Böhmen (Ústí nad Orlicí, CZ), 24. 2. 1826; gest. ebd., 23. 12. 1894. Sohn eines Handwerkers, Vater von Josef Cyril S., Großvater von Method Lumír S. (beide s. u.) sowie des Richters und Musikschriftstellers Cyril S. (geb. Altbunzlau, Böhmen / Brandýs nad Labem – Stará Boleslav, CZ, 14. 1. 1883; gest. ebd., 18. 1. 1957). – Die erste musikal. Ausbildung, insbes. im Violinspiel, erhielt S. bei Lehrern in seinem Geburtsort. 1840–42 war er Sopranist im Brünner Augustinerkloster, wo er auch zwei Jahre lang das Gymn. besuchte und das Oboe- und Klavierspiel erlernte. Mit 16 Jahren kehrte er nach Wildenschwert zurück und wurde Tuchmacher, später Tuchmachermeister. Er widmete sich intensiv der Musik in der Kirchengmd. 1874 gab er sein Handwerk auf und wurde Angestellter der Bürgerl. Sparkasse, der Občanská spořitelna. Gleichzeitig erfolgte seine Ernennung zum Regenschori der Maria-Himmelfahrt-Kirche. Als Mitgl. des Cäcilien-Musikver. machte er sich um die Musikpflege auf dem Land sehr verdient. 1891 musste S., fast erblindet, seine Aktivitäten einstellen. Sein Sohn Josef Cyril S. (geb. Wildenschwert, 12. 3. 1859; gest. Stará Boleslav, Tschechoslowakei/CZ, 21. 8. 1935), damals einer der besten Kirchenkomponisten Böhmens, erhielt seine musikal. Ausbildung 1875–78 an der Prager Orgelschule. Gleichzeitig war er Sänger und Organist in der Emmauskirche in Prag. Zuerst wirkte er in Altbunzlau, 1889–1923 in Jungbunzlau (Mladá Boleslav) als Musiklehrer am Gymn., an der Realschule und in seiner eigenen Musikschule, war Regenschori und Chormeister des dortigen Musikver. Schon 1879 hatte er seine ersten Klavierstücke publ. Seine etwa 450 Kompositionen umfassen größtenteils Kirchenmusik im Geist der Cäcilian. Reform (Lieder, Chöre, Kirchenkantaten, Messen und alle Gattungen liturg. Musik). Sie wurden häufig gespielt und in der kirchenmusikal. Fachliteratur hoch geschätzt (der Verlag Pazdírek widmete ihm eine eigene Editionsreihe). Für seine pädagog. Praxis publ. Josef Cyril S. u. a. das mehrfach aufgelegte Gesangslehrbuch „Cvičebnice zpěvu pro střední školy“, 1896, und die Orgelschule „Populární škola na varhany“, 1918. Dem tägl. Bedarf der Musikver. dienten auch seine weltl. Kompositionen (Liedbearb., Chöre). Seine nur z. Tl. publ. Autobiographie und die Erinnerungen an seinen Vater sind heute von musikhist. Interesse. 1930 wurde er vom Papst zum Ritter des Gregoriusordens ernannt. Sein Sohn Method Lumír S. (geb. Altbunzlau, 8. 3. 1884; gest. Praha, Tschechoslowakei/CZ, 27. 2. 1922) stud. Orgel am Prager Konservatorium und Musikwiss. an der Karlsuniv. in Prag; 1911 Dr. phil. 1915–20 war er Organist und Regenschori in der Prager St. Gallen-Kirche, ab 1919 Bibliothekar im Nationalmus. in Prag. Er wirkte als Musikkritiker, Schriftsteller und Konzertorganist. Seine Kompositionen wurden in der Z. „Česká hudba“ publ. (Jg. 15, 17, 29), seine Diss. „K dějinám varhan a varhanní hry v Čechách“ erschien 1912 im Druck.

Weitere W.: Josef Cyril S.: s. ČHS. – Nachlass: Národní knihovna (Musikabt.), Praha, Národní muz. / České muz. hudby, Praha, Městské muz., Ústí nad Orlicí, alle CZ.
L.: ČHS (auch für Josef Cyril, m. W., und Method Lumír S.); J. Zábrodský, Paměti Cecilské jednoty v Ústí nad Orlicí, 1904, s. Reg.; 50. výroční zpráva Občanské záložny v Ústí n. Orlicí za rok 1917, o. J. (m. B.); Mitt. Jitka Menšlová, Ústí nad Orlicí, CZ. – Method Lumír S.: Cyril S., in: Česká hudba 13, 1950, S. 64ff.
(J. Ludvová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 90f.
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