Sym, Igo; eigentl. Karl Julius (Julius Karol) Sym (1896–1941), Schauspieler und Theaterdirektor

Sym Igo, Schauspieler und Theaterdirektor. Geb. Innsbruck (Tirol), 3. 7. 1896; gest. Warschau, Generalgouvernement (Warszawa, PL), 7. 3. 1941 (ermordet). Hieß eigentl. Karl Julius, in Polen Julius Karol S. Aus einer poln.-österr. Familie stammend, Sohn des Forsting. Anton S. und seiner Frau Julia S., geb. Sepp, Bruder des Komponisten Alfred (Fred) S. (1899–1973). – S. besuchte Schulen in Lemberg (L’viv), Wien und Innsbruck. 1915–18 diente er in der österr., 1918–21 in der poln. Armee (zuletzt Oblt. der Res.) und war danach in der Filiale in Żywiec, später in der Warschauer Zentrale des Bankhauses Gospodarstwa Krajowego tätig. Nach einem Schauspielkurs am Filminst. von Wiktor Biegański gab er 1925 sein Filmdebüt als Rechtsanwalt im poln. Stummfilm „Wampiry Warszawy“. Im Jahr darauf engag. ihn →Alexander (Sascha) Kolowrat-Krakowsky nach Wien, wo S. schon in seinem ersten Film, „Die Pratermizzi“ (1926), eine Hauptrolle erhielt. Als Typ des jugendl. und Charakterliebhabers spielte er dann in zahlreichen Filmen wie „Café Elektric“ (1927, mit Marlene Dietrich und Willi Forst), „Kaiserjäger“ (1928), „Der Dieb im Schlafcoupé“ (1929) und „Erzherzog Johann“ (1929, Titelrolle). Er war Präs. der Wr. Kino-Gmd. und Vors. des Filmkünstlerverbands des Sascha-Filmstudios. Ende der 1920er-Jahre filmte S. in Dtld. u. a. mit Stars wie Lilian Harvey. Auf der Bühne stand er erstmals 1931 in der Operette „Majestät lässt bitten“ während eines Gastspiels an der Wr. Komödie. Anfang der 1930er-Jahre ging S. nach Polen, wo er noch einige Filme drehte, sich aber v. a. auf das Kabarett, auf Revuen und Operetten konzentrierte und auch mit seiner Singenden Säge auftrat. Nach dem dt. Einmarsch 1939 wurde er als deklarierter „Volksdeutscher“ Dir. des Theaters der Stadt Warschau, des früheren Teatr Polski, und führte auch das Komedia-Theater und das Helgoland-Kino. Für den nationalsozialist. Propagandafilm „Heimkehr“ der Wien-Film (1941, mit Attila Hörbiger und Paula Wessely, Regie: Gustav Ucicky) rekrutierte er jüd. und poln. Darsteller. Als seine Kontakte zur Gestapo offenkundig wurden, wurde S. von einem Warschauer Untergrundgericht des ZWZ (Bund des Bewaffneten Kampfs) zum Tod verurteilt und von einer Kampftruppe der Abwehrabt. des ZWZ in seiner Wohnung erschossen. Dies hatte schwere Vergeltungsmaßnahmen zur Folge, v. a. die Festnahme und spätere Exekution zahlreicher poln. Geiseln und die Deportation poln. Schauspieler nach Auschwitz.

Weitere Rollen: s. Fritz. – Publ.: Gedanken sind zollfrei …!, in: Mein Film, Nr. 76 (1927); Drei Seelen wohnen ach …, ebd. Nr. 122 (1928); Der Tonfilm lockt!, ebd. Nr. 171 (1929); Neun Schicksale – in einem Jahr, ebd. Nr. 215 (1930, alle m. B.); etc.
L.: oeml (für Alfred S.); PSB (m. L.); Mein Film, Nr. 56 (1927), S. 3, Nr. 289 (1931), S. 5 (beide m. B.); Mein Film-Buch, ed. F. Porges, Ausg. 1932, 1931 (m. B.); W. Fritz, Die österr. Spielfilme der Stummfilmzeit (1907–30), 1967, s. Reg.; J. Maśnicki – K. Stepan, in: CineGraph Lfg. 23, 1994 (m. Filmographie); K. Weniger, Das große Personenlex. des Films 7, 2001 (m. Filmographie); L. Jockheck, in: Die poln. Heimatarmee, ed. B. Chiari, 2003, S. 449; R. Dziergwa, in: Information Warfare, ed. C. Glunz u. a., 2007, S. 403f., 406; Erster Internationaler Tonfilm-Almanach (ITA) 1930, o. J. (m. B.).
(E. Offenthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 93f.
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