Szabó, József; auch Szabó von Szentmiklós (1822–1894), Geologe und Mineraloge

Szabó József, Geologe und Mineraloge. Geb. Kalocsa (H), 14. 3. 1822; gest. Budapest (H), 10. 4. 1894; röm.-kath. Nannte sich häufig Szabó von Szentmiklós. Sohn eines erzbischöfl. Kassiers, Vater von Dénes S. (s. u.). – Nach Besuch des Gymn. stud. S. ab 1837 zunächst Phil. und Jus an der Univ. Pest, 1842–46 an der Berg- und Forstakad. in Schemnitz (Baňská Štiavnica) und bildete sich daneben in Fremdsprachen weiter. 1849 im Min. für Bergbau tätig, erhielt er den Posten eines Salpeter-Insp. bei der Schießpulvererzeugung im Kom. Pest; 1851 Dr. phil., war er im selben Jahr Berichterstatter und Mitgl. der Ausst.komm. der Weltausst. in London. Danach als Bergbeamter im öff. Dienst in Zsarnócza (Žarnovica) und Felsőbánya (Baia Sprie) tätig, unterrichtete er ab 1855 als Prof. an der staatl. Oberrealschule in Ofen (Budapest) und ab 1858 an der Handelsakad. in Pest (Budapest). Für seine 1858 erschienene geolog. Karte und seine geognost. Beschreibung von Pest und Ofen wurde er mit einem Preis der MTA ausgez. Schon früh befasste sich S. auch mit der Wasserversorgung von Pest-Buda. 1859 Volontär an der Geolog. Reichsanstalt in Wien, beteiligte er sich an den Aufnahmearbeiten auf ung. Gebiet. So entstand u. a. seine geolog. Übersichtskarte des südl. Kom. Neograd, wo er die ersten geolog.-agronom. Aufnahmen durchführte. 1862 o. Prof. für Mineral. und Geol. an der Univ. Pest, 1883/84 Rektor. S.s Hauptarbeitsgebiet lag ab 1873 im Stud. der vulkan. Tertiärformationen in Ungarn und in der Darstellung des Trachytsystems. Insbes. analysierte er den Anteil der Feldspäte in trachyt. Gesteinen. Ferner reformierte er die Nomenklatur der Gesteinslehre. Seine Forschungen über die geolog. Verhältnisse der ung. Tiefebene sind von bahnbrechender Bedeutung, indem er als Erster die Spuren bedeutender Bewegungen an deren Beckenfundament erkannte. Darüber hinaus bildete er zahlreiche hervorragende Geologen und Mineralogen heran, und die Errichtung des Inst. für Mineral- und Gesteinskde. der Univ. Budapest ist eng mit seinem Namen verbunden. Zudem ist die Muschel Cucullaea (Trigonoarca) Szabói nach ihm benannt. S. verf. auch vielbeachtete, teils mehrfach aufgelegte Lehrbücher, u. a. „Az ásványtan alapvonalai …“ (1861, 3. Aufl. 1875) und „Geológia“ (1883) für Studenten sowie naturwiss. Schulbücher. 1860–61 red. er die Mitt. der ung. naturwiss. Ges. „A magyar természet tudományi társulat közlönye“, ebenso die Jbb. der Ges. sowie 1861–63 die Arbeiten der Ung. Geolog. Ges. „A magyarhoni földtani társulat munkálatai“. S. war Sekr. und Präs. des ung. geolog. Ver., wurde 1858 k. M., 1867 o. Mitgl. und 1888 Dion.mitgl. der MTA, Korrespondent der Geolog. Reichsanstalt in Wien sowie Mitgl. der Acad. nationale agricole, manufacturière et commerciale in Paris; 1863 Ritter des Franz Joseph-Ordens. Sein Sohn, der Gynäkologe Dénes (Díonys) S. (geb. Pest, 4. 5. 1856; gest. Klausenburg, Siebenbürgen / Cluj-Napoca, RO, 14. 8. 1918), nannte sich wie sein Vater auch Szabó von Szentmiklós. Er stud. Med. an den Univ. Straßburg und Pest; 1879 Dr. med., erweiterte er 1880 seine Kenntnisse auf einer Stud.reise nach Wien, Dresden, Berlin, Edinburg sowie London und erhielt 1881 eine Ass.stelle an der Gynäkolog. Klinik in Budapest. 1889 Priv.Doz., 1892 o. Prof. für Geburtshilfe und Gynäkol. an der Univ. Klausenburg, unterstützte er v. a. während seiner Amtszeit als Dekan (1902) und Rektor (1904) den Zugang von Frauen zum Univ.stud. Seine bedeutende fachliterar. Tätigkeit umfasste neben gynäkolog. Themen Med.geschichte, Univ.geschichte, gesundheitl. Aufklärung und Gesundheitserziehung. 1903 HR, war er während des 1. Weltkriegs Oberstabsarzt und wurde 1916 Ritter des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W. (s. auch Szinnyei; Slovenský biograficky slovník): Selmecz környékének geológiai leirása, 1891; Beitrr. in den Verhh. der k. k. geolog. Reichsanstalt und im Jb. der geolog. Reichsanstalt; etc. – Dénes S.: s. Szinnyei.
L.: Das geistige Ungarn; Enc. Slovenska; M. Életr. Lex.; Pallas; Révai; Szinnyei (m. W. u. L.); Wurzbach; F. Ritter v. Hauer, in: Annalen des k. k. naturhist. Hofmus. 3, 1888, S. 23, 118, 121, 126; F. Schafarzik, in: Földtani Közlöny 22, 1892, S. 188ff.; B. v. Inkey, ebd., S. 190ff.; J. Pethő, ebd., S. 196ff.; Verhh. der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1894, S. 183f.; Bányászati és Kohászati Lapok 27, 1894, S. 129f.; The Enc. Britannica 26, 1911; Slovenský biografický slovník 5, 1992 (m. W. u. L.); Advances in Austrian-Hungarian Joint Geological Research, ed. E. Dudich – H. Lobitzer, 1997, S. 23, 28ff. (m. B.); E. Jungwirth, in: GPZ Bulletin 12, 2008, S. 6f. (m. B.); Materialiensmlg. ÖBL, Wien (m. B.); Mitt. Balázs Schuller, Sopron, H. – Dénes S.: Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex.; Szinnyei (m. W.); A. Vöckel, Die Anfänge der physiolog. Chemie: E. F. I. Hoppe-Seyler, phil. Diss. Berlin, 2003, S. 236.
(K. Kapronczay)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 100f.
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