Szádeczky-Kardoss (Szádecsnei és Kardosfalvai), Lajos (1859–1935), Historiker

Szádeczky-Kardoss (Szádecsnei és Kardosfalvai) Lajos, Historiker. Geb. Pusztafalu (H), 5. 4. 1859; gest. Budapest (H), 29. 12. 1935; evang. HB. Sohn des reformierten Pfarrers und Gutsbesitzers Samuel S., Bruder von →Gyula S.-K. – S. besuchte das Gymn. in Sárospatak und die oberen Kl. in Zipser Neudorf/Szepesigló (Spišská Nová Ves). Anschließend stud. er 1876–79 Phil. an der Univ. Budapest; 1879–81 Lehrgang des Inst. für Österr. Geschichtsforschung in Wien, 1881 Lehrerdiplom, 1882 Dr. phil. an der Univ. Budapest. 1882–91 wirkte er dort als Bibliothekar und ab 1883 zusätzl. als Priv.Doz. für ung. Geschichte. In diesem Jahr zählte S. auch zu den Organisatoren der Rücksiedlung der Bukowinaer Csangós, einer ung.sprachigen Minderheit, nach Ungarn. 1891 wurde er o. Prof. für ung. Geschichte an der Univ. Klausenburg; 1895/96 und 1906/07 war er Dekan, 1910/11 Rektor. 1893 arbeitete er als Red. bei der Z. „Erdélyi Múzeum“. 1895 nahm S. an der nach Mittelasien und in den Kaukasus geführten Zichy-Expedition teil. 1900 organisierte er die siebenbürg. Sektion der Pariser Weltausst. Während des 1. Weltkriegs war er als „Fronthistoriker“ für verschiedene Ztg. tätig. Nach dem Anschluss Siebenbürgens an das Kg.reich Rumänien 1918 verweigerte S. den Treueid und wurde deshalb ausgewiesen. Ab 1919 war er Prof. an der nach Szeged verlegten Univ. Klausenburg; 1920–22 christl.sozialer Abg. des ung. Parlaments. Ab 1885 war S. Vorstandsmitgl. des Ung. Hist. Ver. und 1889 dessen 2. Sekr. 1888 wurde er k. M., 1909 o. Mitgl. der MTA. S. bearb. unter Hinzuziehung archival. Quellen die Geschichte Siebenbürgens im 16. und 17. Jh., die poln.-ung. Beziehungen im 16. Jh. sowie die Geschichte der Szekler. Seine Quellened. und Monographien zu diesen Themen sind nach wie vor von grundlegender Bedeutung.

W.: s. Szinnyei; Márko.
L.: M. Életr. Lex. (m. B.); Pallas; Szinnyei (m. W.); L. T. Boros, Magyar politikai lex. (magyar politikusok) 1914–29, (1929); Századok 70, 1935, S. 125f.; M. Stoy, in: Das Institutionserbe der Monarchie. Das Fortleben der gem. Vergangenheit in den Archiven, 1998, S. 55; Magyar Nagylex. 16, 2003; L. Markó u. a., A MTA tagjai 1825–2002, 3, 2003 (m. B. u. W.); UA, Wien; UA, Budapest, H; UA, Cluj-Napoca, RO.
(I. Fazekas)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 106
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