Szántó, Theodor (Tivadar); hieß bis ca. 1892 Smulowitz (1877–1934), Pianist und Komponist

Szántó Theodor (Tivadar), Pianist und Komponist. Geb. Fünfhaus, NÖ (Wien), 3. 6. 1877; gest. Budapest (H), 7. 1. 1934. Hieß bis ca. 1892 Smulowitz. Sohn des Raaber Oberkantors Adolf Szántó (Smulowitz). – S. besuchte die Realschule in Raab (Győr) und begann 1889 ein Musikstud. am KdM in Wien (Hauptfach Klavier bei Wilhelm Rauch und →Josef Dachs), das er 1893–97 an der Budapester Musikakad. bei →Hans Koessler und Kálmán Chován fortsetzte. 1898–1901 war er Schüler Ferruccio Busonis in Berlin. Anschließend unternahm er bis 1905 Konzertreisen durch Dtld. und England und begründete in dieser Zeit seinen Ruhm als Virtuose und ausgez. Interpret romant. und zeitgenöss. Werke. 1905–13 lebte S. in Paris, wo er ständiger Solist des Orchestre Lamoureux und des Orchestre Colonne war, sowie 1914–21 in der Schweiz. 1922 zog er nach Budapest, ging in den späten 1920er-Jahren aber wieder nach Westeuropa und kehrte erst gegen Ende seines Lebens, nachdem er während einer Skandinavientournee einen Schlaganfall erlitten hatte, nach Budapest zurück. S.s Repertoire umfasste neben eigenen Klavierwerken Kompositionen von Béla Bartók, Zoltán Kodály, Claude Debussy, Maurice Ravel und Frederick Delius, der ihm ein Klavierkonzert widmete, das S. 1907 in London uraufführte. Auf sein eigenes kompositor. Schaffen übten die ung. Volksmusik und die japan. Musik großen Einfluss aus. Dies belegen etwa seine „Tizenhét variáció egy magyar népdalra“, 17 Variationen nach einem ung. Volkslied (1915), die „Essays in Japanese Harmonics“ für Klavier (1919), die 1924 in Mannheim uraufgef. Oper „Taifun“ (nach Menyhért Lengyel) oder seine japan. Suite „Japán szvit“ für Orchester (1926). Nach dem 1. Weltkrieg wurde S. als erster Ungar zum Ritter der französ. Ehrenlegion ernannt.

Weitere W.: Számum (Oper nach H. R. Lenormand), 1933; Gróf Rómeó (Operette), 1931; Land und Meer (Sinfonie mit Chor), 1909; Orchestersuiten; Magyarország (Konzertsonate für Violine und Klavier); Klavierwerke, darunter A halál bölcsődala (Wiegenlied des Todes), 1910, Contrastes, 1911, Keleti etüdök (Oriental. Etüden); Klavierbearb. von Werken J. S. Bachs, Delius’ und Strawinskys; etc.
L.: NFP, Pester Lloyd (A.), 8. 1. 1938; M. Zsidó Lex.; MGG I; Riemann, 11. und 12. Aufl.; Universal Jew. Enc.; Zenei Lex. II; Dtld., Österr.-Ungarns und der Schweiz Musiker in Wort und Bild, 1909 (m. B.); Spemanns goldenes Buch der Musik, 1912 (m. B.); Z. Kodály, in: ders. – F. Bónis, Visszatekintés 2, 1974, S. 387f.; Ges. der Musikfreunde in Wien.
(G. Loch)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 115f.
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